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Quellenlage

I. Josephus und synoptische Tradition   II. Die Tendenz des Josephus

I. Josephus und synoptische Tradition

Fragt man historisch nach der Gestalt Johannes des Täufers, so kann zum einen auf die Antiquitates des Flavius Josephus, zum andern auf die synoptischen Evangelien als Quellen zurückgegriffen werden. Das JohEv bietet zwar auch Täufertraditionen; diese sind aber so konsequent in die Christusbotschaft integriert, dass der Täufer zum ausdrücklichen Christuszeugen wird. Wie die Verkündigung Jesu im JohEv ganz als Ausdruck des Christusbekenntnisses umgeformt ist, so auch das Wirken des Täufers: Johannes verkündet Jesus als den kommenden Geisttäufer und Sohn Gottes (Joh 1,33f) und hat damit seine Aufgabe erledigt (3,25-30).

II. Die Tendenz des Josephus

Die synoptische Tradition (Mk und Q) zeichnet von Johannes das Bild eines Propheten, der mit einer endzeitlichen Gerichtsbotschaft auftritt. Davon findet sich keine Spur bei Josephus. Ihm zufolge ist Johannes ein Moralprediger, ein »edler Mann ..., der die Juden anhielt, nach Vollkommenheit zu streben, indem er sie ermahnte, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegen Gott zu üben und so zur Taufe zu kommen.« (Ant. XVIII 5,2) 

Das Motiv für diese Darstellung lässt sich unschwer erkennen: Josephus will im Rückblick auf die Katastrophe des Jüdisch-Römischen Krieges ein Bild des Judentums zeichnen, das nicht von endzeitlichen Erwartungen geprägt ist; denn solche Hoffnungen haben eine erhebliche Rolle beim Aufstand gegen die Römer gespielt. Er tilgt also den eschatologischen Charakter der Botschaft des Täufers, damit der geschilderte Zulauf (»eine gewaltige Menschenmenge strömte zu Johannes«) nicht als Beleg einer potentiell antirömischen Stimmung erscheint.

Die synoptische Tradition hat bei der Charakterisierung von Auftreten und Botschaft des Täufers eher Anspruch auf historische Zuverlässigkeit. Was die Hinrichtung des Johannes betrifft, kann allerdings das von Josephus genannte Motiv durchaus eine Rolle gespielt haben: Furcht des Herodes Antipas vor einem politisch gefährlichen Anwachsen der Täuferbewegung.

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