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Die Sadduzäer

I. Ursprung und Quellen   II. Charakterisierung als Gruppe

III. Theologie

I. Ursprung und Quellen

Wahrscheinlich leitet sich der Name der Sadduzäer von »Zadok« her, einem führenden Priester aus der Zeit Davids und Salomos. Seinen Nachkommen war es offenbar gelungen, eine über Jahrhunderte währende Priesterdynastie zu bilden, der die größte Bedeutung unter den Priestern zukam.

In den Wirren der Zeit Antiochus' IV. verloren sie diese Stellung und konnten sie auch während der Hasmonäerdynastie nicht zurückgewinnen. Aus den Teilen der zadokidischen Priesterschaft, die trotz dieser Vorgänge in Jerusalem blieb sowie aus Teilen des nichtpriesterlichen Adels ging wohl die Gruppe der Sadduzäer hervor.

Die Quellenlage zu den Sadduzäern ist besonders ungünstig. Wir haben nur Nachrichten aus Kreisen, die dieser Gruppe nicht wohlgesonnen sind (Flavius Josephus, NT, rabbinische Tradition).nach oben

II. Charakterisierung als Gruppe

Die Sadduzäer waren eine politisch aktive Gruppe, die Einfluss anstrebte und sich mit den jeweiligen Verhältnissen zu arrangieren wusste. Im Verlauf ihrer Geschichte ist dies den Sadduzäern in unterschiedlichem Ausmaß gelungen.

  • Unter den Hasmonäern konnten sie Einfluss gewinnen, mussten ihn aber nach der Darstellung des Josephus zwischenzeitlich an die Pharisäer abtreten.
  • In den Augen des Herodes waren die Sadduzäer durch ihre Nähe zum Hasmonäerhaus zunächst politisch verdächtig, im Laufe der Zeit konnten sie aber auch unter Herodes wie unter den römischen Statthaltern die wichtigsten Ämter besetzen.

Die soziale Zusammensetzung ist schon aus dieser Geschichte überdeutlich: Die Sadduzäer setzten sich praktisch ausschließlich aus der Jerusalemer Oberschicht zusammen.nach oben

III. Theologie

Die Sadduzäer haben allein die fünf Bücher Mose als heilige Schrift anerkannt (Ant. XIII 10,6). Als Repräsentanten der althergebrachten kultischen Ordnung waren sie wenig zugänglich für religiöse Neuerungen, wie sie sich v.a. seit dem Durchbruch des apokalyptischen Denkens verbreiteten. Dieses konnten sie unter Hinweis auf die Offenbarung durch Mose abweisen.

Nach Josephus leugnen die Sadduzäer das Schicksal und behaupten die völlige Wahlfreiheit des Menschen zwischen Gut und Böse (Bell. II 8,14). Diese »griechisch« formulierte Aussage könnte zurückgehen auf die Ablehnung eines apokalyptischen Geschichtsplanes.

  • Vielleicht ist darin auch die Überzeugung begründet, dass Gott sich ganz aus der Welt zurückgezogen habe (Bell. II 8,14). Hier könnte es freilich auch einen Zusammenhang geben mit der kultischen Ausrichtung der Sadduzäer. Denn kultisches Denken ist gekennzeichnet durch die Auffassung von der Erhabenheit Gottes, der allein im Kult gegenwärtig wird.

Nach dem Zeugnis des NT bestritten die Sadduzäer die Auferstehung der Toten (Mk 12,18; Apg 23,8; Josephus spricht für sein Publikum davon, dass die Sadduzäer ein Weiterleben der Seele nach dem Tod ablehnten). Dies passt zur obigen Charakterisierung, denn diese Überzeugung setzte sich erst spät durch in der Glaubensgeschichte Israels.

Die Leugnung von »Engel und Geist« (Apg 23,8) könnte zusammenhängen mit der Haltung der Sadduzäer zur Auferstehung (gegen die Vorstellung, die Gerechten gehörten zwischen Tod und Auferstehung dem Reich oder der Existenzweise von Engeln oder Geistern zu). Sonst wäre an eine Frontstellung gegen die Apokalyptik zu denken.

Eine Heilserwartung im streng endzeitlichen Sinn kann man den Sadduzäern wohl nicht zuschreiben, höchstens in Form eines idealen Reiches Israels, das im Tempel als dem Ort der Entsündigung Israels wurzelt.


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