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Zeloten und Sikarier

I. Das Problem der Abgrenzung   II. Charakterisierung

I. Das Problem der Abgrenzung

Die beiden wichtigsten Gruppen von Aufständischen, Zeloten und Sikarier, können nicht mehr zweifelsfrei voneinander abgegrenzt werden, weil Josephus die beiden Gruppenbezeichnungen nicht immer in gleichem Sinn verwendet.

Wahrscheinlich sind die Sikarier anlässlich des Widerstands gegen den Zensus 6/7 n.Chr. entstanden, unter Führung des Judas Galiläus. Die Zeloten sind dann eine priesterlich bestimmte Widerstandsgruppe, die zwar erst im Jahr 66 in Erscheinung tritt, aber etwas älter sein könnte.

Nach einer Phase gemeinsamen Kampfes kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen.nach oben

II. Charakterisierung

Im Blick auf die Überzeugung, dass das Land Eigentum JHWHs ist, der es Israel zur Nutzung übergeben hat, duldeten die antirömischen Widerstandsgruppen keine Kompromisse. Eine Anerkennung der römischen Herrschaft wurde als Verstoß gegen das erste Gebot verstanden (Ant. XVIII 1,6); gefordert war vielmehr der Widerstand gegen die Römer mit allen Mitteln. Nur wenn Israel den ersten Schritt zu seiner Befreiung tut, wird Jahwe rettend eingreifen (Ant. XVIII 1,1).

  • Josephus verschleiert den Bezug auf allgemein geteilte Glaubensüberzeugungen (Land als Gabe JHWHs an Israel) und unterstellt den Widerstandsgruppen Neuerungssucht. Er will diese Gruppen für den verheerenden Krieg verantwortlich machen und will sie deshalb vom übrigen Judentum isolieren.

Aus diesem Programm erklären sich die kennzeichnenden Momente des antirömischen Widerstands:

  • die Radikalität, mit der gegen die Römer vorgegangen wurde sowie gegen Juden, die zu einer Zusammenarbeit mit Rom bereit waren;
  • die vorbehaltlose Leidensbereitschaft.

Eine Grundsatzfrage war für die Widerstandsgruppen mit der Frage nach der Erlaubtheit der kaiserlichen Steuer gestellt (Bell. II 8,1). Gerade das römische Steuersystem machte den Anspruch der Römer auf den Besitz des Landes deutlich. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch die Szene Mt 22,15-22 verstehen: Jesus wird mit der Frage nach der Rechtmäßigkeit der Steuern in eine Zwickmühle gedrängt. Bejaht er, widerspricht er dem jüdischen Anspruch auf das Gelobte Land; verneint er, liefert er sich der Durchsetzung des kaiserlichen Anspruches aus. Vertretern beider Ansprüche entgegnet Jesus mit der bekannten Forderung: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“ (Mt 22,21), insofern römische Münzen mit dem Gesicht des Kaisers geprägt waren.

Der Ausgang des Jüdisch-Römischen Krieges bedeutete zwar nicht das völlige Ende des gewaltsamen Widerstands gegen Rom (zwei Erhebungen im 2. Jh. n.Chr.). Aber in der weiteren Entwicklung des Judentums spielten die Traditionen des gewaltsamen Widerstands bis in die jüngste Vergangenheit dann keine Rolle mehr.


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