Bibelstudium
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Glossar

Das folgende Glossar bietet keine ausführlichen Artikel, sondern versucht kurz und prägnant wichtige Begriffe zu klären, die bei der Arbeit mit dem Neuen Testament bzw. der exegetischen Literatur auftauchen. Oft wird dabei auf Artikel dieser Website verwiesen, für vertiefte Auseinandersetzung sei auf die wissenschaftliche Literatur verwiesen.

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A

Abba Nach Joachim Jeremias ist Abba die aramäische Lallform für Vater, "Papa". Im Neuen Testament ist sie die typische Gottesanrede Jesu, die als Hinweis auf eine besonders innige Beziehung zu Gott gelesen werden kann, zumal sie im Blick auf palästinische Quellen der Zeit einzigartig zu sein scheint.

Aktanten-Schema Bei der Analyse russischer Zaubermärchen wies V. Propp einen stereotypen Aufbau bestimmter Handlungsschemata nach, welche A.J. Greimas zu den drei Aktantenpaaren Subjekt - Objekt, Sender - Empfänger und Helfer - Widersacher zusammengefasst hat. Dieses Schema kann gewinnbringend auf Erzähltexte angewendet werden und hilft bei der Analyse der Figurenkonstellationen und ihrer Funktionen.

Apophthegma Zu dt. "Denkspruch". Dabei wird meist eine Pointe in ein kurze Szene bzw. Worthandlung eingearbeitet. Apophthegmen folgen in der Regel einem dreigliedrigen Aufbau: Situationsschilderung - Frage - Antwort und dienen zur Klärung von Streitfragen oder der Rechtfertigung für unerwartete Verhaltensweisen (z. B. Mk 2,15-17.28-20).

Arkandisziplin Eine aus dem Mysterienkult stammende Praxis, kultische Riten und Inhalte vor Außenstehenden geheim zu halten (von lat. arcanum, geheim). Ein ähnliche Praxis wirft Flavius Josephus den Essenern vor. Dem frühen Christentum ist eine solche Praxis zunächst fremd. Ab dem vierten Jahrhundert n. Chr. sind allerdings Abgrenzungsbewgungen zur heidnischen Umwelt erkennbar, die insbesondere die Sakramente betreffen: Taufbewerber wurden in einem längeren Katechumenat in die Geheimnisse des Glaubens eingewiesen, während dieses Wissen vor Nicht-Christen geheim gehalten wurde - wohl wegen der Furcht vor Spott aus Unverständnis heraus.

Auferstehung siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel Die historische Frage nach Jesus von Nazarethnach oben

B

Bergpredigt Mt 5-7 (bzw. die kürzere, teilweise parallel gestaltete Feldrede Lk 6,17-49) ist eine Redekomposition, die im Matthäusevangelium den Beginn des Wirkens Jesu markiert und gleichsam als Zeugnis seiner Lehre und seines Selbstverständnisses gelesen werden kann.

Berufung Als Berufung bezeichnet man im religiösen Kontext die Beauftragung eines Menschen durch Gott zur Ausführung göttlicher Weisungen. In der Bibel finden sich eine Vielzahl von Berufungsgeschichten, die dazu dienen, die Beauftragung durch Gott deutlich zu machen (vgl. etwa die Prophetenberufungen im AT). Zentral im Neuen Testament sind die Jüngerberufungen durch Jesus. Hier wird deutlich, dass Jüngerschaft als Antwort auf einen aktiven Ruf Jesu zu verstehen ist und die bedingungslose Nachfolge mit allen Konsequenzen bedeutet.

Bios Bios bedeutet "Leben" und wurde als literaturwissenschaftlicher Terminus für antike Philosophenbiographien verwendet, die eventuell als literarisches Vorbild für die Evangelien gedient haben.

Beschneidung Die Entfernung der männlichen Vorhaut scheint ein uralter Brauch in Israel und seiner Umwelt zu sein, der wohl ursprünglich zum Zeichen der Stammeszugehörigkeit durchgeführt wurde. Spätestens im Babylonischen Exil wird sie zum Identitätsmerkmal der Israeliten, zumal die Praxis den Babyloniern fremd war. Seit der hellenistischen Zeit wird die Beschneidung immer mehr zum negativen Identitätskriterium und unter Antiochus IV. Epiphanes sogar unter Androhung der Todesstrafe verboten. Theologisch wurde und wird die Beschneidung als Bundeszeichen interpretiert und damit grundlegende Voraussetzung zum Beitritt zum Judentum. Der Verzicht auf die Beschneidung bei der christlichen Heidenmission führte aus diesen Gründen auch zu innerchristlichen Konflikten, wie sie insbesondere in den paulinischen Briefen aufgearbeitet werden.nach oben

C

Charisma / Charismen Charismen bezeichnen sogenannte "Gnadengaben" - im Kontext der frühchristlichen Gemeinden sind dies unterschiedliche geistliche Ausdrucksformen bzw. Fähigkeiten der einzelnen Gemeindemitglieder. Dazu gehören u.a. die Mitteilung von Weisheit, die Vermittlung von Erkenntnis, die Prophetie, die Fähigkeit zu Krankenheilungen und Wundertaten, die Unterscheidung der Geister sowie die Zungenrede bzw. Glossolalie.

Codex Anders als bei den Schriftrollen, bei denen Papyrusblätter aneinandergereiht und schließlich zusammengerollt werden, werden bei Codices Papyrusblätter zunächst gefaltet und mit anderen Blättern zusammengeheftet. Diese Form war besonders im amtlichen Aktenwesen verbreitet. Alle frühchristlichen Texte sind in Form von Codices überliefert. Die bedeutendsten Codices sind dabei folgende Funde:

  • Codex Sinaiticus (4. Jahrhundert, vollständiger Text des NT)
  • Codex Alexandrinus (5. Jahrhundert, wenige Lücken, ansonsten vollst. Text)
  • Codex Vaticanus (4. Jahrhundert, vollständiger Text des NT, bricht mit Hebr 9,14 ab)
  • Codex Ephraemi Syri rescriptus (5. Jahrhundert, vollständiges NT mit großen Lücken)
  • Codex Bezae Cantabrigiensis (5. Jahrhundert, Evangelien und PG, mit Lücken)nach oben

D

Dämonen Das antike Weltbild ging davon aus, dass zwischen Gott bzw. den Göttern und den Menschen unzählige Zwischenwesen aktiv waren, die versuchten das Handeln der Menschen zu beeinflussen bzw. durch Menschen zu handeln. Jesus will seinen Jüngern zeigen, dass für jemanden, der auf Gott vertraut, diese Zwischenwesen keine Macht mehr besitzen, was besonders in den Dämonenaustreibungen Jesu deutlich wird.

Diatribe Philosophischer Terminus zur Bezeichnung der kurzweiligen Unterhaltung mit dem Ziel der Belehrung und Erziehung der Adressaten.

Dionysoskult Dionysos (auch Bacchus) galt als Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Sein Kult wird deswegen mit ausgelassenen Kultpraktiken in Verbindung gebracht. Gott der Unterwelt... Verbreitung: Bedeutung für das NT: Mögliche Spuren des Dionysos-Kultes finden sich vornehmlich in der Briefliteratur des NT, auch in der Apostelgeschichte des Lukas. Diskutiert werden Stellen, ... Auch ansonsten ist der Dionysoskult ein Paradebeispiel für ekstatische Kulte, die von urchristlichen Gruppierungen abgelehnt werden sollen.nach oben

E

Emendation Methode der Textkritik, von lat. emendatio: Verbesserung. Stillschweigende Korrektur (vermuteter) reiner Rechtschreib- oder Druckfehler (im Gegensatz zur → Konjektur), auf die ohne weitere Begründung hingewiesen wird.

Epigraphik Die Epigraphik ist eine historische Hilfswissenschaft. Ihre Aufgabe ist die Erforschung antiker Inschriften.

Erwählung Das Judentum hat sich schon immer als das von Gott auserwählte Volk verstanden. Die Ablehnung Christi durch viele Juden und die Aufnahme von Heiden führte zu einer Umdeutung dieser Erwählungsvorstellung. Nicht mehr die Volkszugehörigkeit war entscheidend, sondern der Glaube des einzelnen wurde von nun an als Zeichen der Erwählung durch Gott verstanden. Eine solche Theologie ist insbesondere bei Paulus (besonders im 1Thess) zu fassen.

Evangelium Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel Evangelien und Apostelgeschichte.

Existentiale Interpretation / Entmythologisierung. Hierbei handelt es sich ganz grob gesagt um das exegetische Programm Rudolf Bultmanns. Er versucht die historische Kritik zu überwinden und das Neue Testament mit dem Existentialismus Martin Heideggers zu deuten, um auf diese Weise seine Bedeutsamkeit für die Gegenwart zu erfassen.nach oben

F

Flavius Josephus Bedeutender römisch-jüdischer Historiker und neben Philon von Alexandrien wichtigster Autor des hellenistischen Judentums. Als jüdischer Militärkommandeur während des jüdischen Krieges wurde er gefangen genommen und wechselte die Seiten. Als Berater der Römer während der Belagerung Jerusalems versuchte er vergeblich zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln und so Stadt und Tempel zu retten. Nach dem Ende des Krieges ließ er sich in Rom nieder und widmete sich fortan seinem schriftstellerischen Schaffen. Josephus hat ein bedeutendes Werk hinterlassen, dass sich insbesondere mit der jüdischen Geschichte beschäftig. Überliefert sind die in Rom verfassten Hauptwerke Der jüdische Krieg sowie die zwanzigbändige Geschichte des Judentums Jüdische Altertümer, außerdem die Streitschrift Contra Apionem und ein Autobiographie.nach oben

G

Gattungskritik Vgl. hierzu das Kapitel Methoden der Exegese.

Gamaliel I. Bedeutender jüdischer Lehrer der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus. Nach Apg 22,3 war er der Lehrer des Paulus in Jerusalem.

Gericht Die Vorstellung vom Gericht Gottes wurzelt bereits im AT. Grundgedanke dabei ist, dass alle menschliche Macht in Gott gründet, sich aber auch vor ihm verantworten muss. Dies gilt für besondere Ämter und Befugnisse im Besonderen, aber auch ganz allgemein für jeden Gläubigen - jeder Gläubige kann im Gericht bestehen, wenn er am Bekenntnis zu Jesus Christus festhält. Die Rede vom Gericht ist metaphorisch, daher finden sich im NT sowohl individuelle als auch kollektive Gerichtsvorstellungen. Die ersten Christen erwarteten ein baldiges Eintreten des Gottesgerichts in Zusammenhang mit der Wiederkunft (Parusie) Jesu Christi und der Errichtung des Reiches Gottes noch zu ihren Lebzeiten. Das Ausbleiben allerdings führte zu einer Revision und Weiterentwicklung der Gerichtsvorstellung hin zu einem universalen Gericht.

Gleichnisse Gleichnisse kann man etwa als metaphorische Erzählungen bezeichnen. Sie versuchen auf der Bildebene etwas zu beschreiben, was nicht unmittelbar ausgedrückt wird. Daher unterscheidet man immer die beiden Ebenen der Bild- und Sachhälfte. Die Bildebene enthält meist eine Pointe, deren Entsprechung auf der Sachebene Aufgabe der Auslegung ist. Grundsätzlich unterscheidet man drei Formen gleichnishafter Rede:

  • Das Gleichnis im engeren Sinn ist ein zu einer Erzählung ausgeführter Vergleich, der ansatzweise dramatisch gestaltet ist. Ausgangspunkt ist dabei das Gewöhnliche bzw. die alltägliche Erfahrung der Adressaten (vgl. Mt 13,33; Mk 4,30-32; Lk 14,28-32; 15,8-10).
  • Bei der Parabel handelt es sich um eine erfundene Geschichte, die als Drama inszeniert ist und Dialoge bzw. Monologe enthält. Ausgangspunkt ist hier das Außergewöhnliche, das der Urteilsbildung der Adressaten dienen soll (Mt 13,44-46; 18,23-35; 20,1-16; Lk 15,11-32).
  • Eine Beispielerzählung funktioniert erzählerisch ähnlich wie eine Parabel, allerdings ohne die Unterscheidung zwischen Bild- und Sachebene. Das Verhalten, um das es hier geht, wird direkt an einem beispielhaften Fall beschrieben (vgl. Lk 10,30-37; 12,16-21; 16,19-31; 18,9-14).

Ausführlich zu den Gleichnissen: Repetitorium.

Glossolalie siehe Zungenrede

Gnosis Eine weltanschauliche Bewegung, die etwa gleichzeitig wie das Christentum aufkam und vor allem ab dem zweiten Jahrhundert mit dem Christentum konkurrierte. Näheres findet sich im Kapitel Umwelt des Neuen Testaments.

Gottesfürchtige Das Judentum war keine Missionsreligion, und dennoch fühlten sich in den hellenistischen Städten auch einige Nicht-Juden von dieser Religion angezogen. Da allerdings ein Beitritt sehr aufwendig war und nur unter strengen Auflagen vollzogen werden konnte, hielten sich viele im Umfeld der Synagoge auf, ohne den letzten Schritt zu wagen. Diese Sympathisanten werden oft auch als Gottesfürchtige bezeichnet. Diese Gruppierung war für die christliche Heidenmission von unschätzbarem Wert, da ihr Vorwissen bei der Vermittlung der Inhalte behilflich war und der Verzicht auf Beschneidung bei der Heidenmission sicher einige dazu bewog, sich taufen zu lassen.nach oben

H

Heidenchristen Bei der Missionierung der Heiden verzichteten die frühchristlichen Missionare schon sehr früh darauf, dass die neuen Glaubensmitglieder formal ins Judentum aufgenommen werden mussten. Allerdings kam es dabei immer wieder zu Konflikten mit Judenchristen, die im Gegenteil dazu auch noch die Beschneidung und Übernahme des jüdischen Gesetzes forderten. Sehr bald schon waren die Heidenchristen zahlenmäßig den Judenchristen überlegen.

Hoheitstitel Jesu Im Neuen Testament finden sich unterschiedliche Titel für Jesus, die seine besondere Nähe zu Gott ausdrücken wollen. Bis auf wenige Ausnahmen geht die Forschung heute davon aus, dass es sich bei diesen Titeln wohl um nachösterliche Zuschreibungen handelt, die alttestamentliche Verheißungen auf Jesus hin interpretieren. Die wichtigsten Titel sind dabei folgende:

  • Messias
  • Kyrios
  • Menschensohn
  • Sohn Gottesnach oben

J

Judenchristen Die ersten Christen waren allesamt Judenchristen, d.h. Juden, die sich zu Jesus als Messias bekannten. Der Begriff dient zur Abgrenzung von den Heidenchristen, die in die neue Gemeinschaft aufgenommen wurden, ohne dass sie zuvor dem Judentum beitreten mussten. Das Neue Testament berichtet von Konflikten zwischen Juden- und Heidenchristen, was insbesondere mit den Reinheitsgeboten zu tun hatte. Die Gruppe der Judenchristen wurde mit der Zeit immer bedeutungsloser. Spätestens seit dem Fall des Tempels kam es zu Abgrenzungen zwischen Juden und Judenchristen, da die tempelkritischen Christen indirekt für den Fall des Tempels (mit) verantwortlich gemacht (wurden) und schließlich vom Judentum ausgeschlossen wurden.

Jünger Die Nachfolger Jesu werden als Jünger bezeichnet. Das griechische Wort mathetai bedeutet eigentlich Schüler bzw. Lehrlinge. Jünger Jesu waren sowohl Männer als auch Frauen. Nähere Ausführungen sind zu finden im Kapitel Nachfolge und Jüngerschaft.nach oben

K

Koine κοινή γλώσσα bedeutet allgemeine Sprache. Gemeint ist die griechische Gemeinsprache vom Hellenismus bis in die griechische Kaiserzeit, die im gesamten Mittelmeerraum als Verkehrssprache verwendet wurde.

Konjektur Methode der Textkritik, von lat. coniectura: Vermutung, Deutung. Sie dient zur Ergänzung fehlender Textstellen bzw. zur stilistischen Verbesserung, die im Gegensatz zur Emendation immer begründet wird. Gründe hierfür sind der Verdacht eines verderbten Textes, d.h. dass entweder die Handschrift nicht mehr leserlich ist oder aber mit Sicherheit davon ausgegangen werden muss, dass der bzw. die Textzeugen den Urtext aus nicht näher bekannten Gründen verlassen haben.

Kyrios Mit Kyrios wird in der Septuaginta meist der Gottesname ins Griechische übertragen. In neutestamentlicher Zeit wird dieser Titel dann auch auf Jesus angewandt, um seine besondere Gottesnähe auszudrücken.nach oben

L

LXX Abkürzung für die Septuaginta.nach oben

M

Menschensohn Hoheitstitel aus der apokalyptischen Tradition. Das Buch Daniel versteht unter Menschensohn das Gottesvolk der Endzeit, dem Gott nach dem Endgericht die Herrschaft überträgt. Im Neuen Testament wird dieser Titel auf Jesus übertragen. Ob dieser Titel auf den historischen Jesus selbst zurückgeht, ist in der Forschung bis heute umstritten.

Messias Messias, gr. Christos, zu dt. der Gesalbte, ist der bedeutendste Hoheitstitel Jesu. Er nimmt Bezug auf die Salbung von Propheten, Hohepriestern und Königen im Alten Testament, die als Zeichen göttlicher Auserwählung galt. Im apokalyptischen Judentum wird die Erwartung des Kommens eines Messias als Erlöser bzw. als Erfüller der atl. Verheißung erwartet. In diesem Sinne wird der Titel von den ersten Christen Jesus zugeschrieben.

Monolatrie Unter Monolatrie versteht man die Praxis, dass - trotz der Annahme der Existenz mehrerer Götter wie im Polytheismus - nur ein Gott verehrt werden dürfe. Monolatrische Tendenzen in der Geschichte Israels werden im Zusammenhang mit dem Untergang Judas greifbar, der als Folge der Verehrung falscher Götter interpretiert wurde.

Monotheismus Der Begriff Monotheismus wurde im englischen Deismus des 17. Jahrhunderts geprägt und beschrieb Christentum, Judentum und Islam als Religionen, die davon überzeugt seien, dass nur ein einziger Gott existieren würde. Für die Zeit der Bibel ist diese Einschätzung allerdings zu revidieren. Die Menschen, auch Juden und Christen, waren davon überzeugt, dass mehr Götter oder göttliche Wesen existierten. Jedoch waren sie überzeugt, dass diese Wesen dem eigenen Gott unterlegen waren.

Mythos Mythen sind überlieferte Erzählungen aus der Vorzeit der Völker, in denen ihre kulturelle und religiöse Identität zum Ausdruck gebracht wird.nach oben

N

Nachfolge und Nachahmung Jüngerschaft Jesu kennzeichnet sich entweder durch Nachfolge oder Nachahmung. In der synoptischen Tradition ist von der Nachfolge Jesu als aktives Geschehen die Rede, während bei Paulus nur der philosophische Begriff der Nachahmung (mimesis) Verwendung findet.

Numismatik Die Numismatik, zu deutsch Münzkunde, ist eine historische Hilfswissenschaft, die sich mit der Geschichte des Geldes beschäftigt.

O

Onomastik Die Onomastik, zu deutsch Namenkunde, ist eine historische Hilfswissenschaft, die sich der Erforschung von Namen widmet.

P

Paläographie Die Paläographie als historische Hilfswissenschaft befasst sich mit der Erforschung alter Schriften und versucht insbesondere die Entwicklung der unterschiedlichen Schriftarten zu analysieren.

Paränese Paränese ist der Fachbegriff für Mahnrede und bezeichnet in ntl. Texten insbesondere mahnende Abschnitte (vor allem in der Briefliteratur).

Parusieerwartung / Parusieverzögerung Parusie bedeutet Wiederkunft. Die ersten Christen erwarteten die Parusie Christi noch zu Lebzeiten. Das Ausbleiben der Wiederkunft - die sog. Parusieverzögerung - führte zu neuen Deutungen der Vorstellung der Wiederkunft Christi.

Passion Das Leiden Jesu, der Weg von der Verurteilung bis zu seinem Tod am Kreuz, wird als Passion Jesu bezeichnet, wie es in den Passionserzählungen der Evangelien dargestellt wird.

Polytheismus Darunter versteht man die Vorstellung der Existenz mehrerer Götter, wie sie in der orientalischen und römisch-griechischen Kultur verbreitet war.

Peristasenkatalog Insbesondere in den paulinischen Briefen finden sich viele Aufzählungen von Leiderfahrungen, von denen Paulus und seine Mitarbeiter betroffen sind (z.B. 2 Kor 11,21b-33). Die Forschung bezeichnet solche Zusammenfassungen als Peristasenkataloge.

Proselyten Prsoelyten sind Nicht-Juden, die den formalen Übertritt ins Judentum vollzogen haben (inkl. Beschneidung).nach oben

R

Reich Gottes Vgl. die Ausführungen zur historischen Frage nach Jesus von Nazareth

Rechtfertigung / Rechtfertigungslehre Rechtfertigung meint, dass Gott den Menschen trotz seiner Sündhaftigkeit annimmt. Dies wird im AT grundgelegt durch den Bund Gottes mit Abraham sowie der Übergabe der Gesetze durch Mose. Die Ausweitung der christlichen Mission auf die Heiden stellt die frühen Christen vor die zweifache Frage, (1) ob der Bund auch für Heiden gelten kann und (2) ob in diesem Falle die Heiden ebenfalls das jüdische Gesetz befolgen müssten. "Frucht" der frühchristlichen Kontroversen bezüglich dieser Fragestellungen ist vor allem die Rechtfertigungslehre des Paulus, die sich in polemischer Weise von judaisierenden Missionaren absetzt und sich gegen eine "Werkgerechtigkeit" des einzelnen stellt. Im Glaube an Jesus Christus empfängt der Mensch nach Paulus Gottes Gerechtigkeit, da dieser Glaube ein Bekenntnis zum Heilshandeln Gottes in Jesus Christus ist.nach oben

S

Samaria/Samaritaner Das Neue Testament bezeugt die Landschaft Samaria, die im Norden von Galiläa und im Süden von Judäa begrenzt wird. Die Bewohner Samariens wurden als unrein angesehen, da sie ein eigenes Kultzentrum auf dem Berg Garizim hatten, dass zum Tempel in Jerusalem in Konkurrenz stand.

Septuaginta Der Legende nach haben 70 (72) Weise die Bibel unabhängig voneinander identisch ins Griechische übersetzt. Dies galt als Beweis einer göttlichen Autorisierung der Übersetzung. Die Septuaginta war die am meisten rezipierte griechische Übersetzung der Bibel in der Antike, die auch die neutestamentlichen Autoren kannten.

Sondergut Material, das sich nur in einem der synotpischen Evangelien findet.

Speisegebote Das Judentum kannte bereits zur Zeit Jesu strenge Speisegebote. So war es untersagt, gemeinsam mit Sündern und Ungläubigen am Tisch zu sitzen, wie die Auseinandersetzungen in Antiochia zeigen.

Synagoge συναγωγή, manchamal auch προσευχή (proseuche) genannt, war Gebets- und Versammlungsort von Juden außerhalb Jerusalems.nach oben

T

Tempel / Tempelkult Der Tempel war sowohl das religiöse wie politische Zentrum der Juden. Die Tempeldiener gehörten daher auch zur Jerusalemer Oberschicht, die mit den Römern kooperierten. Der Jerusalemer Tempel wurde auf den Fundamenten des salomonischen Tempels nach dem Babylonischen Exil wiedererrichtet und unter Herodes um 21 v. Chr. erweitert, bevor er im Jahr 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde.

Typologie gr. für Urbild bzw. Vorbild. Im neuen Testament finden sich viele Typologien. Eine Person oder ein Geschehen aus dem Alten Testament wird dabei mit einem Geschehen bzw. einer Gestalt im Neuen Testament in Beziehung gesetzt. Damit werden wesentliche Linien des Alten Testaments auf das Christusgeschehen im Neuen Testament hin interpretiert. Bedeutend bspw. ist die Adam-Christus-Typologie im Rahmen der Rechtfertigungslehre des Paulus (vgl. Röm 5). Adams Tod ist Folge der Sünde, die er in die Welt gebracht hat, die erst durch Christus wieder genommen wird.nach oben

V

Vaticinium/vaticinia ex eventu »Weissagung(en) aus dem Ereignis«: Der Bezug auf ein geschichtliches Ereignis wird literarisch als Voraussage stilisiert. Was tatsächlich Rückblick ist, erscheint als Ankündigung.

Völkerwallfahrt zum Zion Die atl. Zionsvorstellung geht davon aus, dass bei der Bekehrung Israels in der Endzeit auch die Heiden dem Gottesvolk eingegliedert werden. Paulus deutet (insbesondere in Röm 9-11) angesichts der Ablehnung Jesu durch viele Juden diese Vorstellung um. Die Verheißung gilt nicht Israel aufgrund ihrer Herkunft, sondern denen, die an Jesus Christus glauben. Gott aber bleibt seiner ursprünglichen Verheißung an Abraham treu, indem in der Endzeit alle Juden dem wahren Gottesvolk aus Juden- und Heidenchristen eingegliedert werden.nach oben

Z

Zöllner Die Zöllner hatten die Aufgabe, die von den Römern geforderten Zölle und Steuern einzutreiben. Für die Juden galten die Zöllner, die sich aus den Reihen der eigenen Bevölkerung rekrutierten, als Kollaborateure der Besatzer und wurden in einem Atemzug mit Sündern genannt. Diese Einschätzung wurde sicher auch dadurch begünstigt, dass einige Zöllner wohl ihre Stellung missbraucht und in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Zungenrede, gr. Glossolalie gehört nach dem 1Kor zu den Gnadengaben des Heiligen Geistes. Gewöhnlich stellt man sich Glossolalie als unverständliches, ekstatisches Lallen vor, das religiös gedeutet werden muss. Man hat immer wieder versucht, das Phänomen mit den ekstatischen Orakeln der Pythia in Delphi in Verbindung zu bringen, jedoch ist die Quellenlage zu gering und widersprüchlich, sodass ein religionsgeschichtlicher Vergleich schwierig ist. Eine moderne Variante der Zungenrede findet sich in der evangelikalen Pfingstbewegung, wo ekstatische Momente eine große Rolle spielen.