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Form- bzw. Gattungskritik

I. Aufgabe   II. Begriffsklärung   III. Methode   IV. Relevanz

I. Aufgabe

Die durch die Literarkritik unterschiedenen Schichten werden nun eingehender voneinander abgegrenzt, indem man die Gattungen bzw. Formen der einzelnen Perikopen bestimmt.nach oben

II. Begriffsklärung

Nach Ebner/Heininger (S. 184) ist eine Gattung »ein sprachliches Muster, ein Raster, nach dem Texte aufgebaut sind. Die Gattung selbst ist kein Text, sondern ein virtuelles Schema, das die Produktion von gesprochenen und geschriebenen Texten steuert.«

Die Begriffe »Formkritik« und »Gattungskritik« werden oft synonym verwendet. Die Formkritik im engeren Sinne versucht dabei bestimmte Kleinst-Formen bzw. Formeln abzuleiten, die auf eine feste Prägung schließen lassen. Dadurch lassen sich bestimmte Redewendungen einer Zeit erklären und auf deren Sitz im Leben zurückführen. Kleinst-Formen wie Gebete, Lieder, Missionsformeln, Schwurformeln, etc. lassen nämlich den ursprünglichen Verwendungsort (Liturgie, Mission, ...) mancher Wendungen erkennen und erklären, auf welche Weise er in die Texte Einzug gehalten hat.

Größere Textabschnitte laufen vornehmlich unter der Problematik der Gattungskritik, wenn es etwa um die Einteilung ganzer Texte oder größerer Textzusammenhänge geht (Evangelium, Gleichnis, Wundererzählung, etc.).nach oben

III. Methode

Gattungen sind an formalen sprachlichen Eigenheiten zu erkennen (etwa formelhaften Redewendungen). Die Bestimmung von Gattungen funktioniert in 3 bzw. 4 Schritten:

  1. Will man nicht die Gattung eines in sich abgeschlossenen Werkes (z.B. Evangelium) bestimmen, muss man zunächst die Perikope, die untersucht werden soll, aus dem laufenden Text ausgrenzen (unter literarkritischen Gesichtspunkten).
  2. Als nächstes geht es darum, die Struktur und Semantik zu erfassen. Bestimmte Redewendungen oder Formeln, gerade was Einleitung und Schluss anbetrifft, können die Textgattung deutlich machen.
  3. Ein Text für sich allein genommen kann nicht als Gattung identifiziert werden. Erst ein Vergleich mit anderen Texten, die ähnliche gattungskritische Signale aufweisen, kann dies leisten. Die Gattungsbestimmung ist niemals endgültig abgeschlossen, da der Vergleich mit unterschiedlichen Texten oftmals auch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann bzw. Feinabstimmungen zum Auffinden von Untergattungen führen können. Die Auffälligkeiten sind in den seltensten Fällen vollkommen identisch, daher muss man immer wieder mit Verschiebungen rechnen.
  4. Abschließend wird ein Gattungsschema erstellt, das die Gemeinsamkeiten der Einzeltexte in einem Gliederungsschema erfasst.nach oben

IV. Relevanz

Wie schon angedeutet geben Gattungen auf der diachronen Ebene Auskunft über den Sitz im Leben von verwendeten Traditionen (von Interesse für → Motivkritik und → Religionsgeschichte). Zudem gewinnt man – auf diachroner wie auch auf synchroner Ebene – Einblick in die Kommunikationssituation(en) der einzelnen Autoren.


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