Bibelstudium
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A

Abba Nach Joachim Jeremias ist Abba die aramäische Lallform für Vater, "Papa". Im Neuen Testament ist sie die typische Gottesanrede Jesu, die als Hinweis auf eine besonders innige Beziehung zu Gott gelesen werden kann, zumal sie im Blick auf palästinische Quellen der Zeit einzigartig zu sein scheint.

Aktanten-Schema Bei der Analyse russischer Zaubermärchen wies V. Propp einen stereotypen Aufbau bestimmter Handlungsschemata nach, welche A.J. Greimas zu den drei Aktantenpaare Subjekt - Objekt, Sender - Empfänger und Helfer - Widersacher zusammengefasst hat. Dieses Schema kann gewinnbringend auf Erzähltexte angewendet werden und hilft bei der Analyse der Figurenkonstellationen und ihrer Funktionen.

Allegorie / Allegorese ...

Apophthegma Zu dt. "Denkspruch". Dabei wird meist eine Pointe in ein kurze Szene bzw. Worthandlung eingearbeitet. Apophthegmen folgen in der Regel einem dreigliedrigen Aufbau: Situationsschilderung - Frage - Antwort und dienen zur Klärung von Streitfragen oder der Rechtfertigung für unerwartete Verhaltensweisen (z. B. Mk 2,15-17.28-20).

Arkandisziplin Eine aus den Mysterienkult stammende Praxis, kultische Riten und Inhalte vor Außenstehenden geheim zu halten (von lat. arcanum, geheim). Ein ähnliche Praxis wirft Flavius Josephus den Essenern vor. Dem frühen Christentum ist eine solche Praxis zunächst fremd. Ab dem vierten Jahrhundert n.Chr. sind allerdings Abgrenzungsbewgungen zur heidnischen Umwelt erkennbar, die insbesondere die Sakramente betreffen: Taufbewerber wurden in einem längeren Katechumenat in die Geheimnisse des Glaubens eingewiesen, während dieses Wissen vor Nicht-Christen geheim gehalten wurde - wohl wegen der Furcht vor Spott aus Unverständnis heraus.

Auferstehung siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel Die historische Frage nach Jesus von Nazareth

B

Bergpredigt Mt 5-7 (bzw. (die kürzere, teilweise parallel gestaltete Feldrede Lk 6,17-49) ist eine Redekomposition, die im Matthäusevangelium den Beginn des Wirkens Jesu markiert und gleichsam als Zeugnis seiner Lehre und seines Selbstverständnisses gelesen werden kann.

Berufung Als Berufung bezeichnet man im religiösen Kontext die Beauftragung eines Menschen durch Gott oder zur Ausführung göttlicher Weisungen. In der Bibel finden sich eine Vielzahl von Berufungsgeschichten, die dazu dienen, die Beauftragung durch Gott deutlich zu machen (vgl. etwa die Prophetenberufungen im AT). Zentral im Neuen Testament sind die Jüngerberufungen durch Jesus. Hier wird deutlich, dass Jüngerschaft als Antwort auf einen aktiven Ruf Jesu zu verstehen ist und die bedingungslose Nachfolge mit allen Konsequenzen bedeutet.

Bios Bios bedeutet "Leben" und wurde als literaturwissenschaftlicher Terminus für antike Philosophenbiographien verwendet, die eventuell als literarisches Vorbild für die Evangelien gedient haben. 

Beschneidung Die Entfernung der männlichen Vorhaut scheint ein uralter Brauch in Israel und seiner Umwelt zu sein, der wohl ursprünglich zum Zeichen der Stammeszugehörigkeit durchgeführt wurde. Spätestens im Babylonischen Exil wird sie zum Identitätsmerkmal der Israeliten, zumal die Praxis den Babyloniern fremd war. Seit der hellenistischen Zeit wird die Beschneidung immer mehr zum negativen Identitätskriterium und unter Antiochus IV. Epiphanes sogar unter Androhung der Todesstrafe verboten. Theologisch wurde und wird die Beschneidung als Bundeszeichen interpretiert und damit grundlegende Voraussetzung zum Beitritt zum Judentum. Der Verzicht auf die Beschneidung bei der christlichen Heidenmission führte aus diesen Gründen auch zu innerchristlichen Konflikten, wie sie insbesondere in den paulinischen Briefen aufgearbeitet werden.

C

Charisma / Charismen Charismen bezeichnen sogenannte "Gnadengaben" - im Kontext der frühchristlichen Gemeinden sind dies unterschiedliche geistliche Ausdrucksformen bzw. Fähigkeiten der einzelnen Gemeindemitglieder. Dazu gehören u.a. die Mitteilung von Weisheit, die Vermittlung von Erkenntnis, die Prophetie, die Fähigkeit zu Krankenheilungen und Wundertaten, die Unterscheidung der Geister sowie die Zungenrede bzw. Glossolalie.

Codex Anders als bei den Schriftrollen, bei denen Papyrusblätter aneinandergereiht und schließlich zusammengerollt werden, werden bei Codices Papyrusblätter zunächst gefaltet und mit anderen Blättern zusammengeheftet. Diese Form war besonders im amtlichen Aktenwesen verbreitet. Alle frühchristlichen Texte sind in Form von Codices überliefert. Die bedeutendsten Codices sind dabei folgende Funde:

  • Codex Sinaiticus (4. Jahrhundert, vollständiger Text des NT)
  • Codex Alexandrinus (5. Jahrhundert, wenige Lücken, ansonsten vollst. Text)
  • Codex Vaticanus (4. Jahrhundert, vollständiger Text des NT, bricht mit Hebr 9,14 ab)
  • Codex Ephraemi Syri rescriptus (5. Jahrhundert, vollständiges NT mit großen Lücken)
  • Codex Bezae Cantabrigiensis (5. Jahrhundert, Evangelien und PG, mit Lücken)

D

Dämonen Das antike Weltbild ging davon aus, dass zwischen Gott bzw. den Göttern und den Menschen unzählige Zwischenwesen aktiv waren, die versuchten das Handeln der Menschen zu beeinflussen bzw. durch Menschen zu handeln. Jesus will seinen Jüngern zeigen, dass für jemanden, der auf Gott vertraut, diese Zwischenwesen keine Macht mehr besitzen, was besonders in den Dämonenaustreibungen Jesu deutlich wird.

Diatribe Philosophischer Terminus zur Bezeichnung der kurzweiligen Unterhaltung mit dem Ziel der Belehrung und Erziehung der Adressaten.

Dionysoskult Dionysos (auch Bacchus) galt als Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Sein Kult wird deswegen mit ausgelassenen Kultpraktiken in Verbindung gebracht. Gott der Unterwelt... Verbreitung: Bedeutung für das NT: Mögliche Spuren des Dionysos-Kultes finden sich vornehmlich in der Briefliteratur des NT, auch in der Apostelgeschichte des Lukas. Diskutiert werden Stellen, ... Auch ansonsten ist der Dionysoskult ein Paradebeispiel für ekstatische Kulte, die von urchristlichen Gruppierungen abgelehnt werden sollen.

E

Emendation Methode der Textkritik, von lat. emendatio: Verbesserung. Stillschweigende Korrektur (vermuteter) reiner Rechtschreib- oder Druckfehler (im Gegensatz zur → Konjektur), auf die ohne weitere Begründung hingewiesen wird.

Epigraphik Die Epigraphik ist eine historische Hilfswissenschaft. Ihr Aufgabe ist die Erforschung antiker Inschriften. 

Erwählung Das Judentum hat sich schon immer als das von Gott auserwählte Volk verstanden. Die Ablehnung Christi durch viele Juden und die Aufnahme von Heiden führte zu einer Umdeutung dieses Erwählungsvorstellung. Nicht mehr die Volkszugehörigkeit war entscheidend, sondern der Glaube des einzelnen wurde von nun an als Zeichen der Erwählung durch Gott verstanden. Eine solche Theologie ist insbesondere bei Paulus (besonders im 1Thess) zu fassen.

Evangelium Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel Evangelien und Apostelgeschichte.

Existentiale Interpretation / Entmythologisierung Hierbei handelt es sich ganz grob gesagt um das exegetische Programm Rudolf Bultmanns. Bultmann versucht die historische Kritik zu überwinden und versucht, das Neue Testament mit dem Existentialismus Martin Heideggers zu deuten, um auf diese Weise die Bedeutsamkeit für die Gegenwart zu erfassen.

F

Flavius Josephus Bedeutender römisch-jüdischer Historiker und neben Philon von Alexandrien wichtigster Autor des hellenistischen Judentums. Als jüdischer Militärkommandeur während des jüdischen Krieges wurde er gefangen genommen und wechselte die Seiten. Als Berater der Römer während der Belagerung Jerusalems versuchte er vergeblich zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln und so Stadt und Tempel zu retten. Nach dem Ende des Krieges ließ er sich in Rom nieder und widmete sich fortan seinem schriftstellerischen Schaffen. Josephus hat ein bedeutendes Werk hinterlassen, dass sich insbesondere mit der jüdischen Geschichte beschäftig. Überliefert sind die in Rom verfassten Werke Hauptwerke Der jüdische Krieg sowie die zwanzigbändige Geschichte des Judentums Jüdische Altertümer, außerdem die Streitschrift Contra Apionem und ein Autobiographie.


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