Bibelstudium
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Herkunft, Trägerkreise, Auswirkung

I. Zur Herkunft der apokalyptischen Gedankenwelt

II. Zur Frage der Trägerkreise

III. Apokalyptik und Urchristentum

I. Zur Herkunft der apokalyptischen Gedankenwelt

Kann die Apokalyptik als Fortsetzung und Weiterentwicklung von bestimmten Traditionslinien im AT verstanden werden?
Auf die Prophetie deuten folgende Gemeinsamkeiten:
Hinwendung zum Kommenden / für die jeweilige Zeit aktuelle Botschaft / Gedanke der Erhabenheit, Heiligkeit und Überweltlichkeit Gottes / Visionen (Ezechiel / apokalyptisch gefärbte prophetische Texte.

Zwar lassen sich weisheitliche Motive in den Apokalypsen finden, aber keine Eschatologie und Naherwartung in der Weisheitsliteratur. Dies spricht gegen die Einschätzung, dass die Weisheit der Mutterboden der Apokalyptik ist.

Die Verbindung zur Prophetie bedeutet aber nicht, dass sich die Apokalyptik organisch aus der Prophetie entwickelt hätte. Man muss wohl mit schockartigen Vorgängen rechnen, die erklären können, warum man sich in der Apokalyptik derart konsequent auf die analogielose zukünftige Welt Gottes ausgerichtet hat (Karlheinz Müller).

  • Diese Vorgänge sind in der kompromisslosen Machtpolitik des Seleukidenreiches zu suchen, die alle Hoffnung auf nationale Befreiung zunichte machte. Es blieb nur die Hoffnung auf ein Eingreifen Gottes. Entsprechend spielen Visionen von Herrschaft eine bedeutende Rolle in der Apokalyptik.nach oben

II. Zur Frage der Trägerkreise

Eine genaue soziologische Verortung der Apokalyptik ist nicht möglich. Eine Opposition zur Priesterschaft wird in den Texten nicht deutlich.

Die Qumran-Rollen konnten diese Lücke nicht füllen, da sie im Verhältnis zur Apokalyptik ein zwiespältiges Bild bieten.

  • Man hat in den Höhlen bei Qumran Texte gefunden, die Verbindungslinien zur Apokalyptik aufweisen, auch Fragmente von Apokalypsen.
  • Doch fehlen etwa in der Henoch-Literatur gerade die apokalyptisch geprägten Partien. Außerdem weisen die gruppeneigenen Schriften auch Unterschiede zur Apokalyptik auf.

Die Gruppe hinter den Qumran-Schriften kann also nicht die entscheidenden Träger apokalyptischer Traditionen sein.nach oben

III. Apokalyptik und Urchristentum

Die urchristliche Zukunftshoffnung war zweifellos von apokalyptischem Gedankengut geprägt. So finden sich in Mk 13parr zahlreiche apokalyptischen Motive (z.B. Kriege, Erdbeben, Hungersnöte als »endzeitliche Wehen«), bis hin zum Kommen des Menschensohns. Apokalyptische Gedanken konnten aber nur in christologischer Interpretation übernommen werden.

►Entscheidender Unterschied: die Überzeugung, dass in Tod und Auferstehung Jesu die Erlösung bereits erfolgt ist. Alter und neuer Äon sind nicht streng voneinander getrennt; der neue Äon ragt schon in den alten hinein.

Am deutlichsten zeigt sich der Einfluss der Apokalyptik auf das neutestamentliche Schrifttum in der Offenbarung des Johannes (s. hier). Anders als bei frühjüdischen Apokalypsen verbirgt sich der Autor aber nicht hinter einer Größe der Vergangenheit und bietet auch keine (als Zukunftsvision ausgegebene) Rückschau auf den Geschichtsverlauf.


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