Bibelstudium
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Motivkritik/Traditionsgeschichte

I. Aufgabe   II. Begriffsklärung   III. Methode   IV. Relevanz

I. Aufgabe

Der Motivkritik/Traditionsgeschichte will herausfinden, in welchem Maße ein Autor auf geprägte Sachgehalte zurückgreift. Dabei soll zugleich versucht werden, einen eventuellen Bedeutungswandel im Laufe der geschichtlichen Entwicklung zu erhellen.nach oben

II. Begriffsklärung

In der exegetischen Literatur wird der Begriff »Traditionsgeschichte« häufig nicht deckungsgleich mit »Überlieferungsgeschichte« verwendet, obwohl er wie eine alternative Formulierung klingt. Was mit »Traditionsgeschichte« gemeint ist, kann auch als »Motivkritik« bezeichnet werden. Hier sollen – als Spiegelung der faktisch uneinheitlichen Terminologie – beide Bezeichnungen nebeneinander stehen.nach oben

III. Methode

Zur Eruierung der Einzelmotive gilt es zunächst, Sachparallelen aufzuspüren, um – durch die Einbettung in unterschiedliche Kontexte – mehr über die verwendeten Motive herausfinden zu können. In einem ersten Arbeitsschritt gilt es zunächst, neutestamentliche Parallelen aufzuspüren (mit Hilfe von Konkordanzen und Wörterbüchern). Eine weitere Vertiefung geschieht durch den Vergleich mit Texten aus der Umwelt des Neuen Testaments (schwerpunktmäßig aus dem jüdischen und dem hellenistischen Traditionskreis). Hilfsmittel sind hier elektronische Datenbanken (TLG, PHI-Workplace) oder aber Konkordanzen sowie einschlägige Lexika (EWNT, ThWNT, RGG, PRE, DNP, KP). Eine Auswertung des gesammelten Vergleichsmaterials gibt Auskunft über Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Verwendung von Begriffen und Motiven, sodass man auch Auskunft erhält über die Veränderung von Verwendungen und Vorstellungen durch die Zeit hindurch. Stolperfalle bei der Definition (etwa der Scheidung von biblischer bzw. außerbiblischer Herkunft einzelner Motive) ist die Datierungsfrage, die für biblische Texte oftmals nur ungenau beantwortet werden kann  bzw. sehr stark umstritten ist und somit – je nach Entscheidung – unterschiedliche Ergebnisse liefern kann.

Mit derselben Methode lassen sich nicht nur einfache Motive erörtern, sondern auch zeit-, sozial- und religionsgeschichtliche Fragestellungen lösen, da die Motive meist eingebettet sind in ihre jeweilige Situation und nur von einem tieferen Einblick in Religion, Sozial- und Zeitgeschichte näher erfasst werden können.nach oben

IV. Relevanz

Die Motivkritik kann zeigen, wie das Verständnis einzelner Elemente eines Textes oder auch ein größerer Sachzusammenhang (etwa die Botschaft Jesu von der Königsherrschaft Gottes) durch Vorprägungen bestimmt ist und worin angesichts dieser Vorprägungen eventuell das Innovative in der Verwendung des Motivs liegt.


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