Erweiterung des Methodenkanons durch neuere Ansätze
Mit dem rein historischen Ansatz gibt sich die Forschung schon lange nicht mehr zufrieden. Die neutestamentliche Exegese versteht sich nicht als rein historische, sondern auch als theologische Disziplin. Zum einen muss sie ihre Ergebnisse auch für andere exegetische Teildisziplinen nutzbar machen, zum anderen ist sie sich bewusst, dass die historischen Antworten nicht alle Fragen, die die Texte aufwerfen, beantworten können.
Der erste bedeutende methodische Ansatz war die existentiale Interpretation Rudolf Bultmanns, die die Bedeutung des Bibeltextes im Anschluss an die Existenzphilosophie Martin Heideggers für den Leser deuten wollte. In der heutigen Diskussion sind es insbesondere psychologische, linguistische, soziologische sowie feministische Ansatzpunkte, die den Texten neue Perspektiven abgewinnen wollen.
Bei der Auslegung von Erzähltexten gewinnen narratologische Analyseverfahren in den letzten Jahren stark an Boden (s. dazu vor allem Finnern, S. / Rüggemeier, J., Methoden der neutestamentlichen Exegese. Ein Lehr- und Arbeitsbuch [UTB 4212], Tübingen 2016).