Bibelstudium
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Zur Theologie des lukanischen Doppelwerks

I. Heilsgeschichte   II. Jesusbild   III. Jünger und Kirche

I. Heilsgeschichte

Erfüllung

Das Stichwort "erfüllen" erhält einen besonderen Stellenwert.

  • Der Reisebericht steht unter der Überschrift der Erfüllung (Lk 9,51).
  • Die Gemeinde ist in die Erfüllung eingeschlossen (Lk 1,1; Apg 2,1).
  • Christusereignis und Geistausgießung an Pfingsten erscheinen als Erfüllung von Schriftworten (z.B. Apg 2,17-21.25-28.30f; 3,22f; 4,11).
  • Verheißungszeit vor der Erfüllung (Lk 16,16; Apg 7,2-52; 13,17-22).
  • Apg 13,32f bezeugt direkt das Bezugspaar »Verheißung – Erfüllung«.


Die Epochen der Heilsgeschichte

Verheißungs- und Erfüllungszeit lassen sich deutlich voneinander absetzen (Lk 16,16; Schema der Missionsreden in der Apg; s.o. zu »Erfüllung«).

Die Erfüllungszeit kann man in zwei Abschnitte unterteilen: Zeit Jesu – Zeit der Kirche (zwei Bücher; deutlicher Anfang der Kirche; Jesus-Geschichte als »Grundgeschichte«).

Die Kontinuität der einen Heilsgeschichte

Deutlich wird diese Kontinuität im Blick auf den Zusammenhang zwischen der Verheißungs- und Erfüllungszeit:

  • Jerusalem: Ort der Erscheinungen; Ausgang der Christusbotschaft.
  • Anlehnung an die Sprache der LXX.

Zum Zweiten wird der Zusammenhang zwischen der Zeit Jesu und der Kirche herausgearbeitet:

  • Kriterium bei der Nachwahl des Matthias (Apg 1,21f).
  • Unterweisung der Apostel über das Reich Gottes zwischen Ostern und Himmelfahrt (Apg 1,3); Reich Gottes als Inhalt der urkirchlichen Botschaft (Apg 19,8; 20,25; vgl. auch Apg 8,12; 28,23.30).

Schließlich ist das Anliegen erkennbar, den Zusammenhang innerhalb der Zeit der Kirche aufzuzeigen:

  • in der engen Anbindung des Paulus an die Urgemeinde (Apg 9,27);
  • dadurch, dass die Heidenmission durch Petrus legitimiert wird (Apg 10,1-11,18).

Zurücktreten der Naherwartung

Diese zeitliche Perspektive wird in folgenden Punkten deutlich:

  • Die Unkenntnis über »Zeiten und Fristen« kommt ausdrücklich zur Sprache (Apg 1,7).
  • Im Verhör vor dem Hohen Rat spricht Jesus von der Machtstellung des erhöhten Menschensohns (Lk 22,69); dass der Menschensohn komme (Mk 14,62), wird nicht gesagt.
  • Die Rede von der Nähe des Endes wird ausdrücklich als falsch gekennzeichnet (Lk 21,8 diff Mk 13,6; 19,11).


Die heilsgeschichtliche Rolle Israels

Diese Rolle wird nicht durch die Ablehnung Jesu bestimmt.

  • Israel bleibt Adressat der Predigt (Apg 2,14ff; Bild des pln Wirkens).
  • Juden nehmen den Glauben an Christus an, vor allem in der Zeit der Jerusalemer Verkündigung (Apg 2,41.47; u.ö.), später mit abnehmender Tendenz und zunehmend feindlicher Reaktion.
  • Einerseits hängt die Adressierung des Evangeliums an die Heiden mit der Ablehnung durch die Juden zusammen (z.B. Apg 13,46); andererseits ist sie unmittelbar im Willen Gottes begründet (z.B. Apg 10). Die Spannung wird nicht aufgelöst.nach oben

II. Jesusbild

Das Jesusbild des dritten Evangelisten hat zwei Seiten:

  • Er betont die hoheitsvollen Züge (Lk 7,11-17; Hoheitstitel »Herr« auch in erzählenden Partien),
  • aber auch die menschlichen (z.B. Lk 4,18; 6,20f; 7,36-50; 14,12-14).

In Lk 7,11-17 hat er beides miteinander verbunden (V.13: »der Herr bekam Mitleid«).

Häufig wird Jesus betend gezeigt (z.B. Lk 5,16; 6,12; 9,18 ; 3,21; 22,42; [22,43f; 23,34: textlich unsicher]).

Die Passion Jesu zeichnet Lk als das Leiden des zu Unrecht Verfolgten. Ausdrücklich wird gerade von Seiten der (römischen) Obrigkeit die Unschuld Jesu festgestellt:

  • Pilatus (23,4.14.20.22);
  • Herodes in der Auswertung durch Pilatus (23,6-12.15);
  • Hauptmann unter dem Kreuz (23,47).

Der Beitrag der jüdischen Obrigkeit wird stärker akzentuiert, um das Christentum vom Verdacht politischen Aufrührertums zu befreien.

Im Blick auf die Deutung des Todes Jesu tritt der Sühnegedanke zurück (nur Lk 22,19f; Apg 20,28). Jesus stirbt als der unschuldige Gerechte, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes; Heil entsteht aus dem ganzen Weg Jesu. Anteil an dem von Jesus gewirkten Heil kann man gewinnen, wenn man der Botschaft des Evangeliums glaubt und den Weg Jesu im eigenen Leben mitgeht (A. Weiser).nach oben

III. Jünger und Kirche

Die Jünger Jesu werden an vielen Stellen gegenüber dem MkEv geschont (vgl. Petrus: Mk 8,31-33/Lk 9,22; Mk 14,71/Lk 22,60; s.a. 22,31f; 22,61; außerdem: Mk 4,13/Lk 8,11; Mk 10,26/Lk 18,26).

Über die Jünger ist auch die Kirche der späteren Zeit mit dem Ursprung verbunden, mit der Geschichte Jesu und der Ursprungszeit der Kirche. Diese Zeit wird der eigenen Gegenwart als Ideal vorgestellt.

Die Verbindung mit dem Ursprung hat die Dimension des Geistes.

  • Jesus verdankt seine Existenz dem Wirken des Geistes (1,35) und ist Geistträger (Lk 4,1.14; s.a. 4,18; Apg 10,38).
  • Die urkirchliche Verkündigung wird vom Geist initiiert (Lk 24,49; Apg 1,8; 2,1ff) und geleitet (Apg 4,8; 6,10; 10,19f; 16,6 u.ö.).
  • Der Geist eröffnet auch den Blick in die Zukunft. Die späteren Amtsträger sind eingesetzt vom heiligen Geist (Apg 20,28).

Servicebereich