Bibelstudium
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3.2 Brot- und Becherwort beim letzten Mahl Jesu (historische Ebene)

Brotwort / Becherwort

Hinter Mk 14,22-25 ist nach den obigen Überlegungen eine ältere Überlieferungsform zu erkennen, in der Brot und Becher eine Rolle spielten, eine Deutung des Todes Jesu als sühnendes Sterben aber noch fehlt.

Brotwort

Wenn die Gabe des Brotes begleitet war von den Worten »das ist mein Leib«, könnte im gebrochenen Brot die Erwartung des Todes angedeutet sein. Hinter dem griechischen Wort für »Leib« dürfte das aramäische gufa stehen. Damit ist nicht allein der Körper bezeichnet, sondern der Mensch als Person, in seiner Individualität. »Das ist mein Leib« würde also bedeuten »das bin ich«. Es wäre noch kein soteriologisches Element mit dem Brot­wort verbunden (also: der für euch gegebene Leib). Dennoch wäre verständlich, wie sich diese Todesdeutung nachösterlich mit dem Brotwort verbinden konnte.

Mit dem Deutewort »das ist mein Leib« könnte aber auch ein weiterer Gedanke verbunden sein. Da Jesus das Brot seinen Jüngern gibt, würde Jesus die Jünger der bleibenden Gemeinschaft mit ihm versichern – über den Tod hinaus (A. Vögtle). Im gebrochenen und geteilten Brot bleibt er unter ihnen gegenwärtig.

  • Ein solches Verständnis könnte gut erklären, dass die Jünger nach Ostern zusammenkamen zum gemeinsamen Mahl und Brotbrechen in Erinnerung an das letzte Mahl Jesu. Auch in diesem Fall wäre verständlich, dass sich die Deutung des Todes Jesu als heilswirkendes Sterben auch an das Brot­wort heften konnte: Sie ließ sich mit der Gabe des Brotes an die Jünger verbinden (Leib für euch).nach oben

Becherwort

Versteht man den »eschatologischen Ausblick« als ursprüngliches Becherwort, dann liegt kein unmittelbarer Bezug zum Todesgeschick Jesu vor. Jesus nimmt vielmehr das Trinken aus dem Becher zum Anlass, von seinem Tod zu sprechen: Es ist das letzte Mal, dass er Wein trinkt; und er versichert seine Jünger des Kommens der Basileia trotz seines Todes (s. dazu auch hier).

Insofern Jesus das Weintrinken als Bild für die vollendete Basileia gebraucht (Mk 14,25), könnte er seinen Jüngern (wohl auch im Rückgriff auf die zurückliegenden Mahlfeiern) ein Zeichen hinterlassen haben, das ihnen das endgültige Kommen der Gottesherrschaft verbürgte.

  • In diesem Rahmen könnte das gemeinsame Trinken aus einem Becher (wenn es denn nicht urkirchliche Praxis spiegelt) auf die Jüngergemeinschaft bezogen sein, die durch den Tod Jesu nicht abbrechen, sondern weiterbestehen soll im Blick auf die Vollendung der Basileia.

Es bleibt also vieles offen. Dies hängt nicht nur mit Unsicherheiten in der Rekonstruktion des Umfangs der ursprünglichen Tradition zusammen. Worte und Gesten bleiben in der dargestellten Knappheit mehrdeutig, so dass man über die Rekonstruktion von Möglichkeiten kaum hinauskommt. Der vorgestellte Kernbestand hätte allerdings den Vorteil, dass er in der Frage, wie sich die Deuteworte der Abendmahlstradition entwickelt haben, alle Möglichkeiten offen lassen würde.

  • So könnte z.B. die Tatsache berücksichtigt werden, dass das Becherwort der pl/lk Linie darin einen ursprünglicheren Eindruck macht als Mk 14,24, dass es nicht so stark an das Deutewort vom Brot angeglichen ist. In der rückblickenden Perspektive nach Ostern konnte der »eschatologische Ausblick« »den Wiederholungsauftrag und die Bundesstiftung aus sich heraus freisetzen« (H.-J. Klauck).

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