Literarischer Charakter
I. Übernahme des Mk-Rahmens II. Verknüpfung einzelner Stücke III. Der Vorrang der Worte Jesu vor den Taten
I. Übernahme des Mk-Rahmens
Mt folgt ab 12,1 dem Mk-Rahmen, davor hat er stärker in die Stoffanordnung eingegriffen, wenngleich er sich auch hier bisweilen an Markus orientiert (s. z.B. die Einordnung der Bergpredigt nach Mk 1,21f).
Mk 1,21f | Mt 5-7 |
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... und sogleich ging er am Sabbat in die Synanogen und lehrte. | Inhaltliche Entfaltung der Lehre in der Bergpredigt |
Und sie gerieten außer sich über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. | und es geschah, als jesus diese Worte beendet hatte, da gerieten die Scharen außer sich über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. (7,28f: Abschluss der Bergpredigt) |
Mt übernimmt (und verstärkt z.T.) die Gegenüberstellung von Galiläa und Jerusalem aus dem MkEv; ebenso die »theologische Topographie« (v.a. »der Berg«).
Systematisierung des Stoffes
(1) Wenn Mt den Mk-Faden verlässt, zeigt sich ein Hang zur Systematisierung des Stoffes, v.a. in den Reden:
Bergpredigt (Mt 5-7) | Anknüpfung an Q, Sondergut, kaum Mk-Stoff |
Aussendungsrede (Mt 10) | Stoffe aus Mk und Q sowie Sondergut |
Gleichnisrede (Mt 13) | Anknüpfung an Mk 4, dazu ein Gleichnis aus Q und vor allem Sondergut |
Gemeinderede (Mt 18) | Stoffe aus Mk und Q sowie Sondergut |
Pharisäerrede (Mt 23) | Stoffe aus Mk und Q sowie Sondergut |
Endzeitrede (Mt 24f) | Anknüpfung an Mk 13, dazu Stoffe aus Q und Sondergut |
Hält man sich streng an das Erscheinen der Abschlusswendung (»und es geschah, als Jesus diese Worte beendet hatte ...«), wird die Pharisäerrede allerdings von den übrigen Reden abgesetzt: sie weist diese Wendung nicht auf.
(2) Die Berufung der Zwölf wird direkt vor der Aussendung erzählt (10,1-3) / Erzählstoff wird im Wunderzyklus (Kapp. 8f) gebündelt.
II. Verknüpfung einzelner Stücke
Dies geschieht durch Zeitanschluss (z.B. 13,1; vgl. Mk 4,1), Ortsanschluss (z.B. 12,9; vgl. Mk 3,1) oder Geschehensanschluss (z.B. 8,18).
III. Der Vorrang der Worte Jesu vor den Taten
Die Abfolge von Bergpredigt (Wort) und Wunderzyklus (Tat), durch die Inklusion 4,23/9,35 zusammengebunden, ordnet das Wort vor.
In den Wundergeschichten kürzt Mt erzählerische Elemente, so dass das Wort Jesu deutlicher hervortritt.
Eine Wunderkritik ist mit dieser Zuordnung nicht verbunden.