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2.2 Menschliche Wundertäter

»Göttliche Menschen« (theioi andres) / Apollonios von Tyana und Vespasian

 

Die Bewertung der Traditionen von charismatischen Wundertätern, die nicht an bestimmte Institutionen gebunden sind, ist strittig. Die ältere Forschung sah das Konzept von »göttlichen Menschen« als weit verbreitet an. Dies hatte Folgen für das Urteil über die synoptische Wundertradition: Sie sei in erster Linie Missionspropaganda – notwendig, weil man nur Chancen auf Gehör gehabt hätte, wenn Jesus dem (angeblichen) Ideal des Wunder wirkenden göttlichen Menschen entsprochen hätte.

In jüngerer Zeit ist man hier vorsichtiger geworden. Die Quellenlage erlaubt einen solchen Schluss nicht. »Fast alle einschlägigen Berichte über übermenschliche Wundertäter stammen aus dem 2. oder 3. Jh. n. Chr.« (Michael Wohlers).nach oben

»Göttliche Menschen« (theioi andres)

Dennoch muss man Überlieferungen von solchen Wundertätern nicht für ein spätes Produkt halten, das der ntl Zeit ganz fremd wäre. Immerhin bezeugt auch Josephus* am Ende des 1. Jh. eine entsprechende Tradition (s.u. 2.3). Die Lebensbeschreibung des Apollonios von Tyana stammt zwar erst vom Beginn des 3. Jh., bezieht sich aber auf einen Zeitgenossen des Paulus. Sie ist nicht aus dem Nichts geschaffen, sondern stützt sich auf ältere Quellen. Auch die Lebendigkeit von Überlieferungen zu Pythagoras (6. Jh. v.Chr.) und Empedokles (5. Jh. v.Chr.) spricht dafür, dass es die Vorstellung vom göttlichen Menschen im 1. Jh. gegeben hat und »als Bezugsrahmen der neutestamentlichen Wunderüberlieferung ernsthaft in Rechnung zu stellen ist« (B. Kollmann).

Apollonios von Tyana und Vespasian

Wie bereits angedeutet, ist die wichtigste Gestalt in diesem Zusammenhang Apollonios von Tyana. Er war Wanderphilosoph und Wundertäter. Aus ntl Sicht ist er nicht nur wegen der zeitlichen Nähe besonders interessant. In der Wunderüberlieferung zeigt sich eine gewisse Parallele zu den Gattungen der Exorzismen und der Totenerweckungen.

Auch von Herrschern sind Wundergeschichten überliefert. Tacitus und Sueton, römische Geschichtsschreiber, berichten von der Heilung eines Blinden und eines Lahmen, die Vespasian bewirkt haben soll.

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