Bibelstudium
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2.3 Jüdische Wundertradition

Im AT nehmen Überlieferungen von menschlichen Wundertätern keinen großen Raum ein. Sie bleiben im Wesentlichen beschränkt auf Elija und Elischa. Mose gilt nicht als Wundertäter, er vollbringt die Wunder Gottes.

Im Frühjudentum sind allerdings Wundercharismatiker bezeugt durch Josephus und die rabbinische Tradition.

  • Choni der Kreiszieher (gest. um 65 v.Chr.), von Josephus nur kurz erwähnt, soll ein Regenwunder bewirkt haben. Wegen magischer Praktiken nicht unumstritten, kommt es im Laufe der Überlieferung zu »einer zunehmenden Integration Chonis in das rechtgläubige Judentum« (B. Kollmann).
  • Dasselbe gilt auch für Chanina ben Dosa, einem um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. wirkenden Wundercharismatiker, der nur durch die rabbinische Literatur bezeugt ist (insofern ist die Quellenlage etwas unsicher). Ihm wurden nicht nur Heilungen, sondern auch Naturwunder zugeschrieben. Offensichtlich sollte er an die großen Wunderpropheten des AT angeglichen werden.
  • Für einen Wundertäter namens Eleazar haben wir in Josephus wieder eine zeitgenössische Quelle. Der literarische Rahmen ist die Präsentation der Weisheit Salomos. Der verfasste »Sprüche zur Heilung von Krankheiten und Beschwörungsformeln, mit deren Hilfe man die Geister also bändigen und vertreiben kann, dass sie nie mehr zurückkehren« (Ant. VIII 2,5).
    Nach dieser Notiz verlässt Josephus den Rahmen der salomonischen Zeit: Diese Heilkunst sei auch in der Gegenwart anerkannt und er berichtet von einem Exorzismus des Eleazar, bei dem er selbst anwesend gewesen sei. Wie auch immer man die Einzelüberlieferung beurteilt, so bezeugt die (kursiv gesetzte) Bemerkung des Josephus ein besonderes Interesse an charismatischen Wunderheilern.

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