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Zum Wiederholungsauftrag in der pl/lk Linie

Der liturgische Ort der Abendmahlstradition / Zur Bedeutung des Gedenkens / Zwei Mahltypen?

Der liturgische Ort der Abendmahlstradition

Nur in der pl/lk Linie findet sich ein ausdrücklicher Wiederholungsauftrag: »Tut dies zu meinem Gedächtnis«. Dies weist auf eine Besonderheit der Abendmahlsüberlieferung, die auch für den mk/mt Strang gilt. Die Texte sind geprägt von der Abendmahl feiernden Gemeinde. Merkmale ihrer Liturgie fließen in die Gestaltung der Abendmahls­tradition ein, die so ätiologische Funktion gewinnt.

  • Damit ist gemeint: Die Gemeinde begründet mit den Abendmahlstexten ihre Feier des Abendmahls. Auf diese Weise erklären sich auch Übereinstimmungen und Differenzen in den Texten: Unterschiedliche liturgische Traditionen, die sich auf dasselbe Geschehen beziehen (das letzte Mahl Jesu), schlagen sich nieder.

Dies zeigt sich etwa daran, dass die Notiz »nach dem Mahl« (Lk 22,20; 1Kor 11,25) bei Mk und Mt fehlt. Nach Lk und Paulus sind Brot- und Becherwort durch das Mahl getrennt; Mk und Mt bieten sie zusammenhängend. Dies dürfte Reflex der liturgischen Praxis sein.

Wahrscheinlich war auch in der Herrenmahl-Feier der Gemeinde von Korinth »die Doppelhandlung zu Brot und Wein ... bereits geschlossen an das Ende der Mahlzeit gerückt« (H.-J. Klauck). Doch hat dies noch nicht eingewirkt auf die Abendmahlsüberlieferung, die Paulus als Tradition zitiert (»vom Herrn empfangen«). Mk und Mt bieten also in diesem Punkt ein späteres Stadium der Herrenmahltradition, das stärker durch die liturgische Feier der Gemeinde geprägt ist.nach oben

Zur Bedeutung des Gedenkens

Die Wendung »tut dies zu meinem Gedächtnis« zielt nicht nur auf ein Erinnern; sie meint nicht nur, dass die Glaubenden an Jesus denken. Es geht um »eine Vergegenwärtigung des Vergangenen, wie man sie besonders beim jüdischen Pascha vollzog und in späterer Zeit explizit reflektierte« (J. Kremer; er bezieht sich hier auf die rabbinische Aussage, jeder Jude, der das Pascha feiert, solle sich so betrachten, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen).nach oben

Zwei Mahltypen?

In der Forschung wird auch die Annahme vertreten, es habe in der Urkirche zwei verschiedene Mahltypen gegeben. Neben derjenigen, die sich auf das letzte Mahl und den Tod Jesu bezieht, lasse sich eine zweite Form nachweisen. Sie knüpfe an den Mahlgemeinschaften des irdischen Jesus an und sei zu verstehen als Vorwegnahme des künftigen endzeitlichen Mahls in der vollendeten Basileia (begründet wurde diese Theorie von H. Lietzmann; in neuerer Zeit modifiziert aufgegriffen von L. Schenke).

  • Ansatzpunkt dieser Rekonstruktion ist die Didache, eine Schrift, die um 100 entstanden ist. Sie kennt eine Mahlfeier, in der die Erinnerung an das letzte Mahl Jesu und an seinen Tod keine Rolle spielt (9,1-10,6). Und sie bezeichnet diese Feier mit demselben Titel wie Apg 2,46: das Brotbrechen (Did 14,1).nach oben

Es ist aber fraglich, ob sich diese Rekonstruktion ausreichend positiv begründen lässt.

  • Die Bezeichnung »Brotbrechen« ist zu wenig, um die Notiz in der Apg auf einen bestimmten Mahltyp zu beziehen, von dem Lukas selbst nichts überliefert. Er kennt, wie gesehen, die Abendmahlstradition, mit ausdrücklichem Wiederholungsauftrag (Lk 22,19); also hat er das »Brotbrechen« wohl auf diese Weisung bezogen – auf den »bekannten« Mahltyp.
  • Die Verbindung zu den Gemeinschaftsmählern des irdischen Jesus ist in urchristlichen Traditionen vom Gemeinschaftsmahl nicht zu erkennen. Dass sich die Speisungsgeschichten einem bestimmten Mahltyp als Hintergrund zuweisen lassen, ist unwahrscheinlich. Dasselbe gilt für die Erzählung von den Emmaus-Jüngern.
  • Man kann aus der Didache wohl schließen, dass es eine Mahlfeier gegeben hat, die sich vom Mahl des Todesgedächtnisses unterschieden hat; ob dies aber die ursprüngliche, in der Urgemeinde zu Beginn geübte Form war, ist eine andere Frage.

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