Bibelstudium
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7.1 Analyse – Sämann / Deutung

Zum sekundären Charakter der Deutung / Aufbau

Zum sekundären Charakter der Deutung

Folgende Beobachtungen führen zu dem Urteil, dass die Deutung des Gleichnisses nachträglich angefügt wurde, das Gleichnis also nicht auf diese Deutung hin entworfen ist:

Es gibt eine Unstimmigkeit bei der Auflösung des Bildes vom Saatgut:

  • Zunächst heißt es: Der Sämann sät das Wort.
  • Dann aber fährt der Text fort: Diese sind die auf den Weg (Gesäten) ... auf das Felsige Gesäten ... die in die Dornsträucher Gesäten ... auf die gute Erde Gesäten. In diesen Fällen wird das Saatgut mit den Hörern des Wortes identifiziert, nicht mit dem Wort selbst – obwohl der Bezug auf das Wort erhalten bleibt.

    Die tragende Metaphorik ist in der Deutung also nicht stimmig durchgehalten. Und das bedeutet: Das Gleichnis wurde nicht auf diese Deutung hin entworfen.

Im Rahmen der Rückführung des Gleichnisses in die Verkündigung Jesu, kommen weitere Beobachtungen ins Spiel:

  • Die Figur des Sämanns wird nicht aufgelöst. Das ist gut erklärlich in der Situation der Urkirche, die diesen Text überliefert. Denn so kann der Sämann Chiffre bleiben für jeden Verkünder, der das Wort verkündigt, der eine Botschaft ausrichtet.
  • Es finden sich sprachliche Besonderheiten in der Deutung, die kennzeichnend sind für urchristliche Missionssprache, wie sie sonst in den Briefen bezeugt ist, aber nicht in der Jesus-Tradition (Joachim Jeremias):
  1. »das Wort«, absolut gebraucht zur Bezeichnung der Botschaft;
  2. Wendungen, die mit »dem Wort« verbunden sind: aufnehmen des Wortes (z.B. 1Thess 2,13), in Freude (1Thess 1,6); Bedrängnis und Verfolgung wegen des Wortes (1Thess 1,6; 2Tim 2,9); Anstoß nehmen am Wort (1Petr 2,8);
  3.  »säen« im übertragenen Sinn für »verkündigen« (1Kor 9,11);
  4. »Wurzel« als Bild für »innere Festigkeit« (Kol 2,7; Eph 3,17);
  5. »Frucht bringen« im übertragenen Sinn (Röm 7,4f; Kol 1,6.10)
  • Weitere Begriffe sind ansonsten nur in der Briefliteratur bezeugt (Verführung, Reichtum, unfruchtbar).nach oben

Aufbau

Der Aufbau des Abschnitts ist am Gleichnis orientiert. Nach der einleitenden Frage, die sich auf das Unverständnis der Jünger richtet und deshalb wahrscheinlich auf das Konto des Markus geht (V.13), wird zunächst das Tun des Sämanns (V.14) und dann nachein­ander das Geschick des Saatguts auf unterschiedlichem Boden ausgelegt: Weg (V.15), felsiger Boden (VV.16f), Dornen (VV.18f), guter Boden (V.20).

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