Bibelstudium
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6.1 Analyse – Sämann

Zur Literarkritik / Die Diskussion um die Gattung / Aufbau

Zur Literarkritik*

Die Einleitung (VV.1f) verweist deutlich auf einen größeren Erzählzusammenhang, so dass sie in dieser Formulierung kaum ursprünglicher Eingang des einzelnen Gleichnisses sein kann. Des Weiteren dürfte V.9 nicht zum ursprünglichen Bestand des Gleichnisses gehören. Der sogenannte »Weckruf« ist eine stehende Wendung, die an verschiedenen Orten auftreten kann (vgl. Mk 4,23; Mt 11,15; 13,43).

Im Gleichnis selbst ist der Teil, der sich mit dem Saatgut auf felsigem Boden befasst (4,5f), stark ausgestaltet. Möglicherweise ist dies sekundär, ein erläuternder Zusatz, der die Auslegung in 4,16f vorbereitet. Die Grundaussage des Gleichnisses ist davon nicht betroffen. Deshalb kann man auch für die Auslegung auf der Ebene der Verkündigung Jesu vom Wortlaut des Gleichnisses ausgehen, den Markus in 4,4-8 überliefert.nach oben

Die Diskussion um die Gattung

Umstritten ist die Bestimmung der Gattung. Für die Einordnung als Parabel werden folgende Punkte angeführt:

  • Die Erzählung spielt in der Vergangenheit.
  • Die Häufung widriger Umstände für das Saatgut ist nicht alltägliche Erfahrung.
  • Der Ernteertrag sprengt die Grenzen der Realität.

Die Beobachtungen sind aber nicht durchschlagend, denn:

  • die Erzählzeit ist kein untrüglicher Hinweis – und eine dramatische Gestaltung ist in dem Text nur ansatzweise zu erkennen: nur eine handelnde Person, also keine Dialoge, nicht einmal ein Monolog.
  • Um den Verlust des Saatguts im Gleichnis zu erklären, kann man zwar nicht davon ausgehen, dass in Palästina prinzipiell erst nach dem Säen gepflügt wurde (so dass notwendigerweise nicht nur gute Erde besät wurde). Aber auch wenn man die Metho­de des Vorpflügens annimmt, ist das Geschick des Saatgutes nicht ungewöhnlich:
  • Einiges fällt beim schwungvollen Auswerfen auf den Weg, wird nachfolgend nicht untergepflügt und kann von den Vögeln aufgepickt werden.
  • Die Humusschicht ist bisweilen dünn, so dass dort der Same auch nach dem Unterpflügen keine Wurzeln ausbilden kann.
  • Das Säen »in die Dornen« kann als verkürzte Rede verstanden werden: Es wird dorthin gesät, wo später Dornen wachsen, weil nicht alle Dornenwurzeln vom Pflug oder der Hacke entfernt wurden.Wenn die Einzelzüge alle realistisch sind, bringt auch ihr gehäuftes Vorkommen keinen wesentlichen Verfremdungseffekt. Ein normales Geschehen ist im Blick.
  • Der Ernteertrag lässt sich verstehen über das Phänomen der Bestockung: Bisweilen wachsen mehrere Halme aus einem Korn. Dies erklärt bei einer durchschnittlichen Zahl von 30 Körnern pro Ähre die Angaben 30, 60, 100.

Fazit: Außer der Zeitstufe weist nichts auf die erzählerische Inszenierung als Parabel. Das Argumentationsmuster entspricht dem des Gleichnisses im engeren Sinn, das im Übrigen auch dem der Landwirtschaft entnommenen Gleichnis­stoff besser entspricht.nach oben

Aufbau

Der Aufbau des Textes ist klar: Beschrieben wird, was bei der Aussaat (V.3) geschieht – untergliedert nach der Verschiedenheit des Untergrundes, auf den das Saatgut fällt: Weg (V.4), felsiger Boden (VV.5f), Dornen (V.7), guter Boden (V.8).


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