1.1 Die Situation nach dem Karfreitag
Bestätigung der Gegner / Das Ende der Jüngerschaft
Bestätigung der Gegner
Der Tod bedeutete zunächst einmal die Erledigung des Anspruches Jesu. War es nun nicht offensichtlich, dass der von Jesus erhobene Sendungs- und Vollmachtsanspruch von Gott nicht gedeckt wurde? Jesus hatte in anstößiger Weise die Kenntnis des göttlichen Heilswillens für sich reklamiert, deshalb musste der Tod Jesu am Kreuz als Antwort Gottes auf diesen Anspruch verstanden werden (anders im Fall Johannes des Täufers: er stirbt als Märtyrer für das Gesetz).
Das Ende der Jüngerschaft
Stellte der Kreuzestod Jesu für die Gegner Jesu die Bestätigung ihres Gottesverständnisses dar, so für die Jünger die äußerste Krise ihres Glaubens. An ihr scheiterte ihr Glaube zunächst auch: Die Jünger flohen bei der Verhaftung Jesu (Mk 14,50), allein einige teilweise namentlich genannte Frauen waren bei der Kreuzigung anwesend (Mk 15,40f). Beide Notizen haben alle historische Wahrscheinlichkeit für sich.
Am Karfreitag war nicht nur der Weg der Jünger mit Jesus beendet; es war auch nicht mehr möglich, die Verkündigung Jesu einfach fortzusetzen. Kein Wort Jesu konnte jetzt noch die Berechtigung seines Anspruches verbürgen, eine direkte Berufung auf Gott war deshalb nicht möglich, weil doch gerade Gott als der erschien, der Jesus dem Tod am Kreuz ausgeliefert hatte (Lorenz Oberlinner).