Bibelstudium
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3.2 Formeltradition – Formulierung der Ostererkenntnis

1Kor 15,8Gal 1,15fPhil 3,5-9Verbindung mit dem Osterbekenntnis 

In den Paulusbriefen begegnet der Sonderfall von knappen, »formelhaften« Aussagen, die eine Erfahrung wiedergeben. Paulus kommt an drei Stellen auf seine Lebenswende zu sprechen.

1Kor 15,8

In einem Fall verwendet er typische »Ostersprache«: »... als letztem erschien er mir ...« (1Kor 15,8). Paulus reiht sich unter die Osterzeugen ein. Von diesem Text aus lassen sich auch die anderen beide Belege mit der Ostertradition in Verbindung bringen, auch wenn sie sich anderer Begriffe bedienen. In der Nähe zu 1Kor 15,8 steht die Aussage in 1Kor 9,1: »Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?« Der Zusammenhang mit dem Apostolat ist hier ausdrücklich gemacht; in 1Kor 15 kann man ihn aus der Abfolge erschließen (Apostel-Titel im Anschluss ausgeführt).

Gal 1,15f

In Gal 1,15f spricht Paulus von der Offenbarung des Sohnes Gottes, Ziel des Geschehens ist die Verkündigung unter den Heiden. Somit ergibt sich eine sachliche Überein­stimmung mit den beiden Stellen aus dem 1Kor, die den Apostolat in Zusammenhang mit der Erscheinung (bzw. dem Sehen) gebracht haben. Von »Auferweckung« ist nicht die Rede, doch hat Paulus schon im Präskript des Briefes betont, dass Gott Jesus Christus von den Toten erweckt hat. Dass die Adressaten in die Aussage von der Offenbarung des Sohnes Gottes die Auferweckung einschließen konnten, ist also wahrscheinlich.

Phil 3,5-9

In Phil 3,5-9 kommt Paulus auf seine Lebenswende unter dem Aspekt der Umwertung zu sprechen. Was bislang im Zentrum seines Lebens stand, ist ihm jetzt, aufgrund der Erkenntnis Christi, nur noch »Dreck«. Paulus geht es im Zusammenhang weniger um das, was ihm persönlich widerfuhr. Er stellt vielmehr seine Wende als Modell des Christwerdens überhaupt vor. Deshalb hat er hier auf eine Terminologie verzichtet, die eine solche Übertragung erschwert hätte – dies wäre bei der Rede von Erscheinungen der Fall gewesen.

Verbindung mit dem Osterbekenntnis

Ohne einen solchen persönlich-biographischen Bezug wird die Ostererkenntnis in der Formeltradition auch mit der zuvor besprochenen Linie verbunden, die den Inhalt des Osterglaubens formuliert. So findet sich die Erscheinungsnotiz auch in 1Kor 15,3b-5 (»erschien dem Kephas, dann den Zwölf«) und in Lk 24,34 (»der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon erschienen«). Dies ist aufs Ganze gesehen aber die Ausnahme.

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