Bibelstudium
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3.1 Formeltradition – Formulierung des Osterbekenntnisses

Glaubensformeln von der Auferweckung / SterbeformelnFormeln von Tod und AuferweckungAlternative Formulierungen

Glaubensformeln von der Auferweckung

Die frühesten Zeugnisse des Osterglaubens sind die Glaubensformeln von der Auferweckung Jesu. Röm 10,9b zeigt deutlich die Auferweckung Jesu als Inhalt des Glaubens:

»wenn du glaubst: Gott hat ihn von den Toten erweckt, so wirst du gerettet werden«.

Diese Aussage kann in verschiedenen Ausprägungen begegnen:

  • passivische Formulierung: »Er ist auferweckt worden«. Beispiele dafür sind Röm 4,25; 6,4.9; 1Kor 15,12f. Diese Formulierung ist als sog. »theologisches Passiv« zu verstehen: es umschreibt das Handeln Gottes.
  • aktivische Formulierung: Gott hat ihn von den Toten erweckt«. Hier ist Gott als Subjekt direkt genannt (Röm 10,9; 1Kor 6,14; Eph 1,20; 1Thess 1,10b; Apg 2,24.32; 3,15.26; 4,10 u.ö.).

Dabei kann die Aussage auch als Gottesprädikation erscheinen, d.h.: Gott wird nun dadurch bestimmt, dass er Jesus von den Toten auferweckt; er ist derjenige, der Jesus auferweckt hat (Gal 1,1). Dabei kann sogar, wie Röm 4,24 zeigt, die ausdrückliche Nennung Gottes fehlen:

»die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten erweckt hat«; vgl. auch Röm 8,11; 2Kor 4,14).

In dieser Gottesprädikation zeigt sich deutlich der grundlegende Stellenwert des Bekenntnisses zur Auferweckung Jesu in der urchristlichen Verkündigung.nach oben

Sterbeformeln

Wir finden Glaubensformeln auch als Sterbeformeln, in denen der Tod Jesu erscheint als ein Tod »für uns« bzw. »für unsere Sünden«, also als stellvertretender sühnender Tod. Der Tod Jesu wird demnach nicht einfach festgestellt, sondern gedeutet als ein Geschehen, das uns zugute kommt. Die Grundformel ist in Röm 5,8 zu sehen:

»Christus ist für unsere Sünden gestorben«,

sie kann verschiedentlich abgewandelt werden (Röm 5,6; 14,15; 1Kor 8,11). Die wichtigste Weiterentwicklung dieser Grundform ist die Hingabe-Formel, in der das willentliche Element betont ist (Hingabe durch Gott [Röm 8,32] oder Selbsthingabe des Sohnes [z.B. Gal 1,4]).

Formeln von Tod und Auferweckung

Formeln von Tod und Auferweckung können als äußerst knapp formulierte Wendungen begegnen, in denen Tod und Auferweckung Jesu einfach nebeneinandergestellt sind (Röm 8,34; 14,9; 2Kor 5,15; 1Thess 4,14). Die Aussagen können aber auch stärker ausgeformt sein, wie Röm 4,25; 6,3-9; 2Kor 13,4 und vor allem 1Kor 15,3b-5 zeigen (s. dazu unten 4.).

Alternative Formulierungen

Neben der Auferweckungsaussage, die eindeutig dominiert, kann sich der Osterglaube auch in anderen Formulierungen ausdrücken.

  • Der Philipperhymnus (Phil 2,6-11) spricht von der Erhöhung Jesu, nicht von der Auferweckung. Mit der Erhöhung wird die Einsetzung in eine Würdestellung vor Gott verbunden (Hintergrund: messianisch gedeutete Texte aus dem Alten Testament [2Sam 7,14; Ps 2,7; 110,1]).

    An sie konnte sich die Vorstellung von der Einsetzung in die messianische Gottessohnschaft anschließen, vom Sitzen zur Rechten Gottes, von der Inthronisation zum »Herrn« (kyrios) mit gottgleicher Aktionsmacht. Diese Vorstellung ist sicher auch mit der Aussage von der Auferweckung verbunden. Die Vorstellung von der Erhöhung Jesu hat sachlich von Anfang an zur Auferweckungsaussage gehört.
  • Der Hymnus 1Tim 3,16 spricht von der Rechtfertigung Jesu durch den Geist bzw. von seiner Aufnahme in Herrlichkeit, was sachlich der Erhöhungsvorstellung entsprechen dürfte. 

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