Bibelstudium
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Zum literarischen Charakter

I. Schriftliche Überlieferung    II. Umfang, Aufbau, Inhalt    III. Gattung    IV. Trägerkreis    V. Abfassungszeit und -ort 

I. Schriftliche Überlieferung

Die weitreichenden wörtlichen Übereinstimmungen von Mk und Lk, die Existenz von Dopplungen und Doppelüberlieferungen sowie Gemeinsamkeiten in der Stoffanordnung sprechen dafür, dass die Logienquelle schriftlich überliefert wurde. Die Annahme unterschiedlicher Fassungen zur Erklärung von Unterschieden bei Lk und Mt würde den hypothetischen Charakter verstärken. Zu bedenken ist im Blick auf jene Unterschiede auch: Die Zusammenarbeitung mit dem Mk-Evangelium erforderte sowohl bei Mt als auch bei Lk redaktionelle Tätigkeit.

II. Umfang / Aufbau/ Inhalt

Der Umfang ist schwer zu bestimmen, da nicht in allen Punkten zu entscheiden ist, ob eine Parallele zwischen Mt und Lk als Teil der Logienquelle zu werten ist. Umstritten ist etwa das Gleichnis von den Minen bzw. Talenten Lk 19,12-27 par. Mt 25,14-30. Beide Fassungen folgen einem gemeinsamem Schema, differieren allerdings in Details sehr stark voneinander.

Was den Aufbau anbelangt, folgt die Forschung meistens der Reihenfolge des Q-Stoffes im LkEv, da Lk nicht wie Mt die Q-Passagen einzeln in die Mk-Handlung eingearbeitet, sondern blockweise eingearbeitet hat. Folgt man dieser Annahme, findet sich auch ein planvoller Aufbau der Q-Texte, der erkennen lässt, dass es sich nicht um eine lose Spruchsammlung handelt, sondern um ein theologisch durchdachtes Dokument (die Zählweise der Q-Perikopen orientiert sich deshalb an der lukanischen Zählweise):

  • Johannes und Jesus (Q3,2-7,35)
  • Nachfolge und Sendung (Q9,57-10,16; Q14,26-17,6)
  • Das Gebet der Jünger (Q11,2b-4.9-13)
  • Jesus in Auseinandersetzung mit »dieser Generation« (Q11,14-42).
  • Gericht über Israel (Q13,29-14,24)
  • Endzeitereignisse: Das Kommen des Menschensohnes (Q12,39-46.49-59; Q17,23-22,30).

Es spannt sich also auch in der Logienquelle ein inhaltlicher Bogen von Johannes dem Täufer über Jüngerbelehrungen bis hin zu eschatologischen Fragestellungen. Inhaltlich auffällig ist das Fehlen der Passionsgeschichte, die auch keine Spuren in den anderen Logien hinterlässt (sieht man von Q14,27, dem Spruch vom Kreuztragen, einmal ab).nach oben

III. Gattung

Die Redenquelle ist wohl eine Gattung eigener Art, da es keine Vorbilder in der Tradition für Spruchsammlungen gibt (nur das apokryphe Thomas-Evangelium, das in Nag Hammadi gefunden wurde, lässt sich entfernt vergleichen; es hat allerdings keinerlei narrative Elemente).

Kann man Q als Evangelium bezeichnen? Wenn für die Gruppe, die hinter Q stand, diese Schrift ihre Form der Verkündigung von Jesus Christus war, gibt es keinen inhaltlich-theologischen Grund, dieser Sammlung den Titel »Evangelium« abzusprechen. Dies könnte dann allein aus literarischen Gründen geschehen. Man sollte eine Spruchsammlung ohne erzählerischen Rahmen nicht mit demselben Gattungsbegriff belegen wie das MkEv. Allerdings könnte der Begriff »Spruch-Evangelium« diesen Unterschied einfangen.nach oben

IV. Trägerkreis

In Q finden sich sowohl Anweisungen an Wanderprediger (Aussendungsrede) als auch eindeutige Bezüge zu einer sesshaften Gemeinde. Eventuell spielen beide sozialen Gruppen eine Rolle bei der Bestimmung des Trägerkreises (die sesshaften Sympathisanten als materielle Basis für die Wanderprediger). Geographisch hat Q seinen Ort im ländlichen Raum Galiläas, da nur kleinere Ortschaften erwähnt werden, jedoch keine Städte.

V. Zeit und Ort der Abfassung

Man geht heute meist davon aus, dass Q in mehreren Stufen gewachsen ist; die nähere Rekonstruktion der einzelnen Schichten ist allerdings  umstritten. Zeitlich ist es am sinnvollsten, die 50er- und 60er-Jahre für die Entstehung der Sammlung anzunehmen, da der Gegensatz zu Israel wohl schon auf die wachsenden Spannungen zwischen den Anhängern Jesu und der Synagoge verweist. Vertreter einer Spätdatierung um ca. 70 n. Chr. setzen in Q13,34f. die Zerstörung des Tempels voraus.

Ort der Entstehung wird – wie die Überlegungen zum Trägerkreis ergeben haben – Galiläa sein, eventuell kann man die Endredaktion im südlichen Syrien ansetzen.


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