4.2 Untergattungen
Die Gattung »Wundergeschichte« lässt sich G. Theissen folgend in verschiedene Untergattungen einteilen, je nach Situation der beteiligten Personen und der Charakteristik des Handelns Jesu.
- Therapien (Heilungen): Jesus erscheint als Helfer leidender Menschen (z.B. Mk 1,29-31; 7,31-37; Lk 13,10-17). Totenerweckungen sind eine gesteigerte Form der Heilungen. Die Erzählmotive sind vergleichbar.
- Exorzismen zeigen Jesus im Kampf gegen Dämonen (z.B. Mk 1,21-28; 5,1-20). Nicht Motive heilender Kraftübertragung bestimmen die Erzählung, sondern die Auseinandersetzung zwischen unreinem Geist und dem Exorzisten.
- Epiphanien haben die Intention, die göttliche Macht Jesu in besonderer Weise zu zeigen: sie gipfeln in einem Offenbarungswort (z.B. Mk 6,45-52).
- Rettungswundern geht es um die Überwindung feindlicher Mächte, seien es Naturmächte (z.B. Mk 4,35-41) oder solche, die von Menschen repräsentiert werden (Befreiungswunder allerdings nicht in den Evangelien).
- Geschenkwunder stellen materielle Güter überraschend bereit, »verleihen überdimensionale und außergewöhnliche Gaben, verwandelte, vermehrte, gehäufte Lebensmittel« (G. Theissen). Die Wunderhandlung vollzieht sich unauffällig, demonstrative Züge fehlen (z.B. Mk 6,30-44).
- Normenwunder wollen Forderungen durchsetzen: entweder begründend oder belohnend im Blick auf normentsprechendes Verhalten; oder bestrafend im Blick auf normwidriges Verhalten (z.B. Mk 2,1-12: die Heilung des Gelähmten begründet die Vollmacht des Menschensohnes zur Sündenvergebung).