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3.2 Der Sinn der Machttaten Jesu

Verbindung zur Botschaft Jesu / Auf derselben Linie deutbar: Weheruf über die galiläischen Städte ... / ... und Q7,22

 

In der mt und lk Fassung des Streitgesprächs um den Sinn der Exorzismen finden wir nicht nur die Zurückweisung des Vorwurfs durch den Aufweis seiner Unsinnigkeit (Mt 12,25-26/Lk 11,17f; vgl. Mk 3,23-26), sondern auch die Interpretation, die Jesus den von ihm gewirkten Dämonenaustreibungen gegeben hat:

»Wenn ich durch den Finger (Geist) Gottes die Dämonen austreibe, ist schon zu euch gekommen die Herrschaft Gottes« (Lk 11,20/Mt 12,28).

In den Machttaten Jesu zeigt sich das Heil der Gottesherrschaft, das Heil, das die von Jesus verkündete endzeitliche Zuwendung Gottes für die Menschen bedeutet. Die dämonischen Mächte (personifiziert gedacht: Beelzebul/Satan als deren Anführer), die den Menschen besetzen, müssen ihren »Ort« räumen und den Menschen freigeben.nach oben

Verbindung zur Botschaft Jesu

Mit dieser Bestimmung der Machttaten Jesu ist etwas Entscheidendes ausgesagt: Sie sind unlösbar auf Jesu Verkündigung bezogen. Sie illustrieren die Botschaft Jesu von der angebrochenen Gottesherrschaft und können abseits dieser Botschaft nicht verstanden werden. Der von Jesus zugesagte voraussetzungslose endgültige Heilswille Gottes wird konkret im Handeln Jesu: nicht nur in der Zuwendung zu den Sündern, sondern auch in den Machttaten Jesu, die zeigen, dass es um das Heil des ganzen Menschen, »auch mit seiner Leiblichkeit« geht (A. Weiser).

Eine zweite Folgerung: Die Wunder können den Glauben nicht ersetzen. Dies zeigt ja schon die Tatsache, dass Jesu Dämonenaustreibungen von Gegnern auf die Macht Satans zurückgeführt werden. Die Wunderhandlung an sich ist mehrdeutig; sie wird im Sinne Jesu nur recht verstanden, wenn sie auf seine Botschaft von der anbrechenden Gottesherrschaft bezogen wird. Diese soll illustriert, aber nicht bewiesen werden. Die an ihn herangetragene Zeichenforderung weist Jesus zurück (Mk 8,11f). Vergleicht man Jesu Wunder mit sonstigen von antiken Wundertätern überlieferten Taten, so liegt ihre Einmaligkeit und Unvergleichlichkeit nicht darin, dass Jesus besonders »spektakuläre« Wunder gewirkt hätte, sondern darin, wie er seine Machttaten verstanden hat: als Zeichen der angebrochenen Gottesherrschaft, die Glauben fordert.nach oben

Auf derselben Linie deutbar: Weheruf über die galiläischen Städte ...

Das dargestellte Verständnis kann man auch an Q10,13-15 gewinnen. Hier werden die Machttaten bezogen auf geforderte Umkehr. Es wird erwartet, dass das Sehen der außergewöhnlichen Taten die Umkehr befördert. Dass dies in den genannten Städten nicht geschehen ist, wird ihnen zum Vorwurf.

Auch hier stehen die Taten nicht für sich, sondern werden in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Dieser Zusammenhang kann durchaus in der Botschaft Jesu vom Gottesreich gefunden werden, da dort das Thema der Umkehr eine wichtige Rolle spielt. Wenn die Machttaten der geforderten Umkehr zugeordnet werden, erhalten sie einen Platz im Zentrum des Wirkens Jesu – zumal man »Umkehr« hier auch in einem umfassendem Sinn verstehen kann: nicht nur auf den Aspekt des erneuerten Lebenswandels bezogen, sondern auf die Annahme der Botschaft Jesu im Ganzen. Es wird allerdings auch vertreten, dass der Weheruf über die galiläischen Städte die Erfahrungen der urchristlichen Mission in Israel spiegelt.nach oben

... und Q7,22

Wer das Logion QLk 7,22 auf Jesus zurückführt (zu Gegenargumenten s.o. 3.1), kann das zu Lk 11,20 entfaltete Verständnis in einem weiteren Jesuswort bestätigt finden. Da die Aussage mit Anspielungen auf Heilsverheißungen des Jes-Buches arbeitet, werden auch hier die Wunder Jesu zur angebrochenen Heilszeit in Beziehung gesetzt. Dass der Begriff »Gottesherrschaft« nicht fällt, wäre den atl Bezugstexten zu verdanken. Das sachlich Gemeinte wird mithilfe von Schriftaussagen umschrieben.

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