Bibelstudium
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2.3 Nach dem Verlust der Eigenstaatlichkeit

Seit dem babylonischen Exil gab es kein davidisches Königtum mehr, zu dem JHWHs Königtum legitimierend oder kritisierend in Beziehung hätte treten können. Die Rede von Gott als König erhält jetzt einen wesentlich neuen Akzent: JHWH wird gesehen als König Israels. Gottes Königsherrschaft wird offenbar werden in der Erlösung seines Volkes (Deutero-Jesaja: Jes 41,21; 43,15; 44,6). Die weitere Entwicklung kann man etwas vereinfachend in zwei Strängen verfolgen:

(1) Einverständnis mit dem status quo:

  • Die Integration ins Perserreich ermöglichte die Sammlung um den Tempel; durch die tolerante Religionspolitik der Perser konnte Israel der Tora entsprechend leben.
  • Erfahrbar wird die Herrschaft Gottes über Israel vor allem im Kult am Tempel, dem Ort der Gegenwart Gottes. Die Dimension universaler Königsherrschaft Gottes muss deshalb nicht geleugnet werden. Sie zeigt sich darin, dass JHWH die Fremdvölker als Instrumente benutzt, damit sein Volk sich um das Heiligtum sammeln und nach der Tora leben kann.
  • Zeugnisse dieser Strömung finden wir in den Psalmen, der »Psalter wird zum Hofliederbuch des Königs Jahwe. Jahwe wird als der jetzt regierende, nicht nur als endzeitlicher König besungen« (N. LOHFINK).
  • So hat sich im gegenwärtigen Zustand die prophetische Verkündigung vor dem Exil erfüllt.nach oben

(2) Erwartung der Gottesherrschaft für die Zukunft:

Greifbar ist dieser Strang in Einträgen in Prophetenbücher (z.B. Jes 33; 24-27). Er mündet in die Apokalyptik, in der die gegenwärtige Welt unter ganz negativem Vorzeichen gesehen und das Kommen der Gottesherrschaft als Erscheinen einer neuen Welt erwartet wird. Die Erwartung der Gottesherrschaft kann in den verschiedenen Texten unterschiedlich entfaltet werden. Folgende Zusammenhänge lassen sich nennen (Bernhard Heininger):

  • Entmachtung Satans,
  • endzeitlicher Krieg mit Vernichtung heidnischer Fremdherrschaft,
  • Sammlung Israels und Übergabe der Herrschaft an Israel,
  • Kommen einer neuen Welt, sei sie diesseitig oder transzendent vorgestellt.

Versteht man die Texte von Qumran als Textkorpus, zeigt sich: Gegenwärtiges und endzeitliches Verständnis von Gottesherrschaft müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Einerseits wird in den »Sabbatliedern« das himmlische Königreich Gottes besungen, Gott in seinem himmlischen Tempel gepriesen; andererseits beschreibt die »Kriegsrolle« den endzeitlichen Rachekrieg, der mit der Durchsetzung der Herrschaft Gottes enden wird (1QM 6,6).

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