Bibelstudium
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4.2 »Erfüllt ist die Zeit«

Das griechische Wort, das mit »Zeit« übersetzt ist (kairos), kann zwar im Neuen Testament einen abgeschliffenen Sinn haben und sich auf irgendeinen Punkt im Zeitablauf richten (»in jener Zeit«). Kennzeichnender ist allerdings der Gebrauch im Sinne einer festgesetzten Zeit.

Im Rahmen des MkEv kann man besonders auf den Bogen verweisen, der sich vom Beginn in 1,15 bis in die Endzeitrede spannt. Auch dort spricht Jesus vom kairos, und zwar im Blick auf den Zeitpunkt der Vollendung der Welt: »Ihr wisst nicht, wann die Zeit ist« (13,33). Diese Zeit kennt allein der Vater (13,32). Auch hier ist also der Gedanke leitend, dass der kairos eine festgesetzte Zeit ist – hier eine von Gott bestimmte Zeit.

Das mit kairos verbundene Verb kann die Auslegung nur bestätigen. Nicht irgendeine Zeit ist nun gekommen, wenn vom Vollwerden die Rede ist, sondern die Endzeit. Gott hat, indem er einen Zeitraum als an sein Ende, zu seiner Fülle gekommen festgesetzt hat, einen Zeitpunkt bestimmt, der nun die Gegenwart qualifiziert.

Die passivische Formulierung unterstützt dieses Verständnis, insofern Gott als Akteur hinter dem Erfülltwerden angedeutet ist. Dies gilt trotz der Formulierung im Perfekt, das resultativen Aspekt hat (d.h.: eine in der Vergangenheit ausgeführte Aktion wirkt sich bis in die Gegenwart aus). Deshalb ist nicht zu übersetzen: »die Zeit wurde erfüllt«, sondern »die Zeit ist erfüllt«. Aber sie hat sich nicht von selbst erfüllt, sondern ihr Maß wurde von Gott bestimmt.

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