Bibelstudium
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4.2 Die Ereignisse vor dem Tod Jesu

Jesu Sterbegebet / Tränkung mit Essig

Zwischen die apokalyptischen Zeichen, die die Bedeutung des Todes Jesu herausstellen, ist das Sterbegebet Jesu und ein sich daran anschließendes Missverständnis eingefügt.

Jesu Sterbegebet

Zu Ps 22 als Sterbegebet s.o. 1.3. Das Zitat zeigt Jesus als leidenden Gerechten, der trotz der erfahrenen Gottesferne seine Hoffnung auf Gott setzt.

  • Die Wiedergabe des Psalmanfangs auf aramäisch ist Aufmerksamkeitssignal und erzählerischer Anker für das Missverständnis, Jesus habe Elija gerufen.
  • Dass die Dabeistehenden die Worte Jesu bewusst verdrehen, deutet der Text nicht an. Es kommt nur darauf an, dass das Stichwort Elija fällt und die Spötter so ihr Spiel mit dem Gekreuzigten weitertreiben können.nach oben

Tränkung mit Essig

Dieses Motiv spielt auf Ps 69,22 an:

»Und sie gaben mir zur Speise Gift und in meinem Durst tränkten sie mich mit Essig«.

Der Trank ist wohl als lebensverlängernde Gabe zu verstehen (Linderung von Wundfieber und Durst), allerdings nicht im Sinne eines Barmherzigkeitserweises. Dass die Akteure ernsthaft mit dem Kommen Elijas rechnen, ist nach den vorherigen Verspottungsszenen auszuschließen.

Man kann in 15,36 auch übersetzen: »Er versuchte ihn zu tränken«. Dann könnte der Tod Jesu sehr deutlich als Durchkreuzung der geplanten Verspottung gekennzeichnet sein. Jesus stirbt, ehe der Schwamm an seinen Mund kommt.

Auch wenn man nicht so übersetzt, wäre diese Sinnspitze nicht ausgeschlossen: Direkt auf die Essiggabe stirbt Jesus, der Plan der Verlängerung der Qual unter dem Vorwand, eine Rettung durch Elija zu ermöglichen, scheitert. Hintergründig deutet sich der Tod Jesu als Sieg über seine Widersacher an.

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