Bibelstudium
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5.2 Die Botschaft des Engels

Das Zentrum der ErzählungDer Nazarener, der GekreuzigteSuche am richtigen Ort

Das Zentrum der Erzählung

Die Botschaft des Engels steht im Zentrum der Erzählung. Dies ergibt sich nicht nur sachlich aus der Bedeutung der Auferweckung für das urchristliche Bekenntnis; auch die Gestalt der Erzählung führt zu diesem Urteil.

  • Sie ist so aufgebaut, dass die Frauen zunächst unterwegs zum Grab sind, aber schon von Anfang an beabsichtigen, in das Grab zu gehen.
  • Dort treffen sie auf den göttlichen Boten, der ihnen die Kunde von der Auferweckung ausrichtet.
  • Und auf diese Kunde reagieren die Frauen, wenn sie mit Furcht und Zittern vom Grab fliehen.

> Die Bewegung zum Grab, der Aufenthalt dort und das Fliehen vom Grab – alles ist auf die Botschaft des Engels bezogen.nach oben

Der Nazarener, der Gekreuzigte

Auffällig ist die ausführliche Identifizierung Jesu: »Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den gekreuzigten?« Warum wird Jesus ausdrücklich als Nazarener bezeichnet?

  • Möglicherweise bildet Mk hier eine Klammer zum ersten Auftreten Jesu, wo es vor der Taufe Jesu betont heißt: Es kam Jesus von Nazaret (in Galiläa). Erinnert wäre dann an das »Bekenntnis« der Himmelsstimme nach der Taufe, das Jesus als Sohn Gottes vorstellt.
  • Möglich ist daneben aber auch, dass ein Rückblick auf das Wirken Jesu im Ganzen angezielt ist. Denn in diesem Rahmen kommt die Bezeichnung Nazarener ebenfalls vor, vom öffentlichen Auftreten (1,24; 10,47) bis in die Passionsgeschichte (14,67, im Rahmen der Verleugnung des Petrus). Es geht also um diesen Jesus von Nazaret, der in Galiläa und Umgebung auftrat, der verkündete und heilte, der in Jerusalem schließlich verhaftet wurde.

Der Rückblick auf das Ende der Geschichte Jesu kommt dann noch deutlicher in der zweiten Charakterisierung zum Tragen: der Gekreuzigte. Die Botschaft von der Auferweckung ist nicht am Kreuz vorbei zu haben. Mk betont also: Der Erhöhte bleibt der Gekreuzigte, »nur in dieser Verknüpfung ist das christologische Bekenntnis richtig« (Lorenz Oberlinner).

Suche am richtigen Ort

Aus dieser Akzentsetzung ergibt sich eine wichtige Folgerung. Das Verhalten der Frauen, ihr Gang zum Grab wird nicht kritisiert. Es wird ihnen nicht vorgeworfen, dass sie Jesus am falschen Ort suchen. Der Gang zum Grab ist Nachfolge des Gekreuzigten und wird in der Geschichte keinesfalls negativ gewertet. Auch wenn die Frauen Jesus nicht so finden, wie sie es erwartet hatten, so erwächst daraus, anders als in Lk 24,5, kein Vorwurf an sie.

Im Wort der Verkündigung erfahren die Frauen von Ostern – wie auch die Adressaten des MkEv. So wird die Darstellung der Frauen transparent für die Situation der späteren Zeit. Mk nutzt die literarischen Figuren, die Jüngerinnen Jesu, um die Hörerinnen und Hörern seiner Zeit mit der Osterbotschaft zu konfrontieren. 

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