3.6 Hausgemeinden
Im Blick auf die Frage der äußeren Organisation der frühchristlichen Gemeinden wird die Bedeutung der Hausgemeinde auch für die paulinischen Gemeinden diskutiert. Paulus liefert dafür einige Hinweise, wenn er an einigen Stellen hinsichtlich namentlich benannter Personen von der »Gemeinde in ihrem Haus« spricht.
- Dieser Ausdruck wird verbunden mit Priska und Aquila (1Kor 16,19f; Röm 16,4f) und Philemon (Phlm 1f). Auch in 1Kor 16,15 könnte auf eine Gemeinde im Haus des Stephanas angespielt sein, in Röm 16,14f sind möglicherweise ebenfalls Hausgemeinden gemeint.
Diesen Hausgemeinden wäre dann die »ganze Gemeinde« (1Kor 14,23; Röm 16,23) zuzuordnen als das Gesamt der Hausgemeinden an einem Ort, deren (Voll-)Versammlung von den Versammlungen der einzelnen Hausgemeinden zu unterscheiden wäre.
Hans-Josef Klauck urteilt: »Für die Zeit des Urchristentums kann man die Bedeutung der Hausgemeinden kaum hoch genug veranschlagen. Die Hausgemeinde war, so dürfen wir zusammenfassend sagen, Gründungszentrum und Baustein der Ortsgemeinde, Stützpunkt der Mission, Versammlungsstätte für das Herrenmahl, Raum des Gebetes, Ort der katechetischen Unterweisung, Ernstfall der christlichen Brüderlichkeit. Die Kirche des Anfangs hat sich ,hausweise‘ konstituiert« (Hausgemeinde 101f.)
Kritisch zu dieser Rekonstruktion äußert sich Marlis Gielen. Ihr zufolge meint die Wendung »Gemeinde in ihrem Haus« die ganze Ortsgemeinde, die sich in einem bestimmten Haus versammelt. Die Formulierung »die ganze Gemeinde« erscheine nie als Gegenbegriff zur »Hausgemeinde« und diese Gegenüberstellung wäre aus Sicht der Adressaten auch nicht verständlich gewesen (Zur Interpretation der paulinischen Formel ἡ κατ οἶκον ἐκκλησία, in: ZNW 77 [1986] 109-125).