Bibelstudium
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4.5 Weitere Erscheinungen – bis zu Paulus

VV.6f / VV.8-11

VV.6f

Von einer Erscheinung vor »über 500 Brüdern« hören wir nur an dieser Stelle. Sollte auf das Pfingstereignis angespielt sein (das einzig literarisch bezeugte »Massenphänomen«), müsste die Tradition stark umgestaltet worden sein: Von einer Christuserscheinung ist in Apg 2 nicht die Rede, so dass man auf den Zusammenhang von Ostern und Geistverleihung rekurrieren müsste (s. Joh 20,22f).

Paulus gewinnt in den »über 500 Brüdern« weitere Zeugen für die Wirklichkeit der Auferweckung. Zwar muss der Hinweis, die meisten seien noch am Leben, nicht darauf zielen, dass diese Zeugen noch befragt werden können; doch die große Zahl der Zeugen kommt seiner Intention durchaus entgegen.

  • Die Notiz, einige dieser Erscheinungsempfänger seien bereits entschlafen, unterstreicht die Wirklichkeit der Totenauferstehung. Wenn der von den Toten Auferweckte erscheint und die Erscheinungsempfänger sterben, wird unterstrichen, dass die Rede von Auferweckung die Überwindung der Todesgrenze einschließt und es nicht um den jetzt schon erworbenen Geist-Besitz o.ä geht, der im Tod vom Leib befreit würde.

Von einer Erscheinung vor Jakobus, dem Bruder des Herrn, erfahren wir nur an dieser Stelle. Sie kann erklären, dass ein Mitglied der Familie Jesu, die zur Zeit seines Wirkens Jesus ablehnend gegenüberstand, zu den Christusgläubigen stößt.

Dem Jakobus werden »alle Apostel« zugeordnet. Die Apostel werden also nicht mit dem Zwölferkreis identifiziert. Auch wenn sich nicht genau angeben lässt, wer zu dieser »Gruppe« gehört hat, ist sie doch nicht unbegrenzt: Paulus spricht von »allen Aposteln« und bezeichnet sich selbst als letzten (V.8).

►Deutlich wird der Zusammenhang von Erscheinung und Aposteldienst.nach oben

VV.8-11

Dass Paulus relativ ausführlich auf die ihm selbst zuteil gewordene Christuserscheinung zu sprechen kommt, dient in erster Linie nicht der Verteidigung seines Apostolates. Es muss aus der Aussageintention des ganzen Abschnitts erklärbar sein.

Bis hierhin hat sich gezeigt: Der Rekurs auf die Erscheinungen sollte die Wirklichkeit der Erweckung Christi aus den Toten unterstreichen. Dies geschieht nun im Blick auf das persönliche Zeugnis des Paulus. Auch er tritt für die Zuverlässigkeit dieser von ihm verkündeten Botschaft als Erscheinungsempfänger ein. So bringt er seine Autorität ins Spiel.

  • Die scheinbaren Demutsgesten (»Totgeburt«; »geringster der Apostel«) sprechen nicht gegen dieses Urteil. Paulus präsentiert sich als letzten Zeugen: Nach ihm hat der Herr keine weitere Apostelberufung mehr nötig, weil er sich einen so trefflichen Arbeiter erwählt hat, der größeren Erfolg vorweisen kann als alle anderen (V.10).

Die starke Betonung der Gnade in V.10 hat nicht nur den Sinn, die etwas überheblich klingende Selbstaussage zu mildern. Zugleich wird betont, dass das Evangelium von Tod und Auferweckung Christi tatsächlich durch die Macht Gottes gedeckt ist. Dies ist der positive Sinn jener Demutsgesten: Nur durch Gottes Eingriff konnte aus dem Verfolger der wirkmächtigste Apostel werden.

Auch wenn Paulus seinen Beitrag gegenüber den anderen Aposteln profiliert, so doch nicht sein Evangelium. Es entspricht dem, was alle verkünden, die Adressaten haben es angenommen (V.11). Damit schlägt er einen Bogen zum Beginn des Abschnitts.


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