Bibelstudium
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4.2 Rekonstruktion der Glaubensformel

Gründe für die Aufnahme vorgegebener Tradition / Wortlaut 

Dass Paulus eine ihm vorgegebene Tradition zitiert, ergibt sich aus mehreren Beobachtungen, die einen sicheren Schluss erlauben.

Gründe für die Aufnahme vorgegebener Tradition

Paulus leitet mit typischer Traditionsterminologie ein: »Ich habe euch überliefert, was auch ich empfangen habe«. Er macht also kenntlich, dass das Folgende nicht von ihm selbst stammt. Damit lässt sich zumindest der Beginn der vorgegebenen Überlieferung einwandfrei erheben.

1Kor 15,3b-5 bezeugt eine geprägte Form durch die ausgearbeitete parallele Struktur: Jeweils drei Zeilen entsprechen sich. Wir haben es also nicht mit einem ad hoc gebildeten Satz zu tun, sondern einem durchdachten Arrangement, das in dieser prägnanten Form weitergegeben werden kann. Da diese Parallelität mit dem Verweis auf die Erscheinung vor den Zwölf endet, dürfte hier auch die vorgegebene Formel schließen.

  • Für dieses Ende spricht auch die grammatische Struktur. Denn mit der Notiz von der Erscheinung vor den Zwölf endet die Abhängigkeit der Sätze von dem übergeordneten Satz (»was ich empfangen habe«). Dass Paulus den Inhalt der folgenden Angaben mit den weiteren Erscheinungen ebenfalls aus der Tradition übernommen hat, muss deshalb nicht bestritten werden. Doch lagen hier wohl keine geprägten Formulierungen mehr vor.nach oben

Es finden sich unpaulinische Wendungen:

  • Christus ist für unsere Sünden gestorben: Paulus betont auch sonst das »Für« des Todes Jesu, formuliert aber nicht »für unsere Sünden« (Röm 5,8 ist ebenfalls formelhaft). Wenn er von Sünde spricht, dann gewöhnlich im Singular, weil er besonders an die Macht der Sünde denkt, nicht an einzelne Tatsünden.
  • Gemäß den Schriften: Diese Wendung findet sich sonst nicht mehr in den Paulusbriefen. »Es steht geschrieben«, »wie geschrieben steht« wäre die gewöhnliche pln Formulierung.
  • Die Zwölf: Sie werden in den Paulusbriefen nur an dieser Stelle erwähnt.
  • Christus erschien: Erscheinungsterminologie ist ebenfalls nur in der Formel und den Aussagen zu finden, die in ihrem unmittelbaren Zusammenhang stehen; ansonsten ist sie in den Paulusbriefen nicht belegt.
  • Für die Auferweckungsaussage verwendet Paulus gewöhnlich den Aorist (ἐγέρθη/egerthe), nicht das Perfekt (ἐγήγερται/egegertai) wie in der Formel (und unter deren Einfluss auch an anderen Stellen in 1Kor 15).nach oben

Als Wortlaut der Formel ergibt sich:

1Kor 15,3b-4a1Kor 15,4b-5
a Christus ist für unsere Sünden gestorben, a Er ist auferweckt worden am dritten Tag,
b gemäß den Schriften, b gemäß den Schriften,
c und ist begraben worden. c und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.

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