Bibelstudium
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4.4 Die Seligpreisungen im Wirken Jesu

Heilszusage / Zeitstruktur / Das Mahl als Bild für die Vollendung

 

 

Die Seligpreisungen sind in Botschaft und Wirken des historischen Jesus ohne Schwierigkeiten einzuordnen. Dies lässt sich in mehreren Punkten entfalten.

Heilszusage

Jesus verkündet die Basileia als göttliche Heilszusage für alle in Israel, auch für die an den Rändern (»Zöllner und Sünder«). Dieser Grundzug prägt Struktur und Inhalt der Makarismen. Sie sagen Heil denen zu, die dies von ihrer gegenwärtigen Lage her nicht erwarten können; so sind sie nur einsichtig von der Begründung im Handeln Gottes her. Der Akzent liegt auf dem Handeln Gottes, der seine Herrschaft durchsetzt als Geschenk: die Menschen können sie nur annehmen, aber sie nicht herbeiführen. Dies wird in den Seligpreisungen durch die Auswahl der angeführten Gruppen verdeutlicht (s.a. Mk 4,26-29).

Jesus illustriert den dargestellten Grundzug auch durch sein Handeln: in der Gemeinschaft mit »Zöllnern und Sündern« (s. dazu hier). Sie kann auch als Umsetzung der Seligpreisungen verstanden werden. Sicher deckt sich beides nicht vollständig, denn die Makarismen enthalten nicht das Moment des Zuspruchs an Sünder. Insofern Jesus aber in der Gemeinschaft mit Sündern die Voraussetzungslosigkeit der endzeitlichen Zuwendung Gottes demonstriert, besteht durchaus ein innerer Zusammenhang zu den Seligpreisungen, die auch den Akzent auf die Initiative Gottes legen.

nach obenZeitstruktur

Die Spannung zwischen »schon« und »noch nicht«, die für die Basileia-Botschaft Jesu als charakteristisch einzustufen ist (s. »Der Begriff ›Gottesherrschaft‹ und sein alttestamentlich-frühjüdischer Hintergrund«; 3.4), prägt die Seligpreisungen durch die Aufeinanderfolge von Gegenwartsaussage (»ihnen gehört das Reich Gottes«) und futurischen Formulierungen (»werden gesättigt/getröstet werden«; s.o. 4.2).

Dass das Reich Gottes den Armen zugesagt, ihnen die Überwindung ihrer Not durch die endzeitliche Initiative Gottes verheißen wird, erklärt eine Leerstelle im Wirken Jesu. Anders als die Propheten, die sich, wie gesehen, ebenfalls zu Sprechern für das Gottesrecht der Armen machen konnten, bietet die Jesusüberlieferung keine Anhaltspunkte für eine konkrete Sozialkritik. Dies dürfte aus der endzeitlichen Perspektive zu erklären sein, wie sie gerade die Seligpreisungen pointiert bezeugen. Jesus verkündete keine Reform der Welt, sondern das Ende der Welt (John P. Meier).

nach obenDas Mahl als Bild für die Vollendung

Die Seligpreisungen lassen sich verbinden mit dem einzig nennenswerten Bild, das sich in der Jesustradition für die Vollendung der Basileia findet, dem Bild vom Festmahl (s. Mt 8,11fpar; Mk 14,25parr; Lk 14,16-24par; s.a. »Der Begriff ›Gottesherrschaft‹ und sein alttestamentlich-frühjüdischer Hintergrund«; 3.4). Mit diesem Bild steht die Sättigung der Hungernden in innerem Zusammenhang.

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