Bibelstudium
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Ein Missionar auf Reisen

I. Dialog in Briefen   II. Die Funktion der Gemeinden: Missionszentren  

III. Verhältnis zur Gemeinde

I. Dialog in Briefen

Situative Verortung paulinischer Theologie

Eine Schwierigkeit des Zugangs zum paulinischen Gedankengebäude ist der Charakter seiner Schriften. Uns liegen Briefe vor, die alle mehr oder weniger dem Kontext der Mission zuzurechnen sind. Theologische Fragen werden in einem situativen Kontext erörtert – meist als Antworten auf Anfragen von Seiten der Gemeinde oder in Reaktion auf Fehlentwicklungen innerhalb der Gemeinden, die Paulus zu korrigieren versucht.

Der Sonderfall Römerbrief

Lediglich im Römerbrief scheint Paulus am theologischen Diskurs interessiert zu sein – dort legt er ausführlich wichtige theologische Positionen seines Missionskonzeptes dar. Grund hierfür wird sein, dass er die Gemeinde dort nicht gut kennt, da sie nicht von ihm gegründet wurde. Seine Ausführungen dienen zur Vorbereitung eines von ihm geplanten Besuches, voraussichtlich um mögliche strittige Positionen vorab zu klären. Ein Einblick in etwaige Gegenpositionen bzw. Anfeindungen aus Rom sind historisch nicht darstellbar, erklären sich aber aus den Konflikten, wie sie insbesondere im Galaterbrief deutlich werden.

Zwischen Gemeindebindung und Missionsdrang

Paulus schreibt Briefe an seine Gemeinden, um die Mission, die vor Ort stattgefunden hat, weiterzuführen. Paulus ist in Sorge, ob der Glaube seiner Gemeinden schon gefestigt genug ist, um sie in die Eigenständigkeit zu entlassen; außerdem kommen auch weiterhin Anfragen aus den anderen Gemeinden, wenn sich die Mitglieder nicht einig sind in bestimmten religiösen Fragen. Paulus steht in der Spannung zwischen zwei Anforderungen: einerseits die Gemeinden weiter zu unterstützen, andererseits sein Missionsprogramm voranzutreiben.

Eile ist geboten, und so ist Paulus von einem funktionierenden Konzept abhängig. Er erwartet nämlich die Wiederkunft Christi noch zu seinen Lebzeiten, und daher versucht er bis dahin möglichst viele Menschen erreichen zu können. Und so strebt er an, was er nicht mehr realisieren konnte und was noch drei Jahrhunderte dauern sollte – das Christentum bis nach Spanien auszubreiten (vgl. Röm 15,24).nach oben

II. Die Funktion der Gemeinden: Missionszentren

Paulus konzentriert sich bei seinen Missionsreisen auf die »Zentren«, d.h. er missioniert vornehmlich in großen und bedeutenden Städten. Im Idealfall breitet sich von der Stadtgemeinde der Glaube in den nächstgelegenen Orten aus, damit das Christentum auch im ländlichen Raum Fuß fassen kann und auch an Orte gelangen kann, die Paulus selbst nie besucht hat. Dies wird etwa im 1Thess deutlich, wenn Paulus seine Gemeinde dafür lobt, dass man bereits vernommen hat, dass aus Thessalonich das Wort Gottes herausschallt (1Thess 1,8) und somit das Missionswerk des Paulus fortgesetzt wird.nach oben

III. Verhältnis zur Gemeinde

Paulus hat ein besonderes Verhältnis zu den von ihm gegründeten Gemeinden, ohne daraus jedoch eigene Ansprüche hinsichtlich einer Führungsrolle oder persönlicher Vorteile zu stellen. Im Gegenteil, er betont seine Rolle funktional: Er hat die Aufgabe, die Gemeinde zu gründen und den Glauben zu vermitteln. Er bringt die von Gott kommende Heilsbotschaft, seine persönlichen Interessen sind nicht von Belang.

So betont er öfter seinen Verzicht auf Unterhalt, der ihm eigentlich zustände (s. vor allem 1Kor 9). Als Pharisäer hat er einen Beruf erlernt und versucht auch während seinen Missionsbesuchen seinen eigenen Lebensunterhalt nach Möglichkeit selbst zu verdienen. Allerdings gibt Paulus seine Rolle für den Gemeindeaufbau auch nach seiner Abreise nicht auf, sondern bleibt durch Briefe in Kontakt (s.o.).


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