Bibelstudium
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Grundzüge der Lehre

I. Das Anliegen

II. Negative Sicht der Schöpfung

III. Anthropologie

IV. Der Weg zum Heil

V. Ethik

I. Das Anliegen

Der Gnosis geht es um Erlösung durch Erkenntnis

  • der Herkunft des Menschen,
  • seiner gegenwärtigen Lage
  • sowie des Ziels, auf das er zugeht.

► Die Antwort der Gnosis: Der Mensch stammt aus der rein geistigen Lichtwelt; sein eigentliches Selbst, sein Geist, ist ein aus dieser Welt gefallener Lichtfunke, der nun in der Fremde der materiellen Welt und im Gefängnis des Leibes ist; aus dieser Verlorenheit kann der Mensch nur durch Erkenntnis seiner wahren Situation erlöst werden. Dies lässt sich in den nachstehenden Punkten entfalten.nach oben

II. Negative Sicht der Schöpfung

Entweder wird dem guten ein böses Prinzip gegenübergestellt und die Entstehung der Welt auf das Wirken dunkler Mächte zurückgeführt. Oder man denkt Ausdifferenzierungen innerhalb der göttlichen Fülle, Abbilder, die in einer Abwärtsentwicklung aus dem höchsten Gott hervorgehen; die Erschaffung der Welt gründet dann in einem Fehler auf der unteren Ebene dieser göttlichen Abbilder.

Eine Kommentierung der Schöpfungswerke mit »gut« oder »sehr gut« ist für einen Gnostiker in keinem Fall möglich. In der Folge musste der Schöpfergott des Alten Testaments als böser Antagonist zum guten (gnostischen) Gott verstanden werden.nach oben

III. Anthropologie

Der Mensch wird dualistisch gesehen: In seiner irdisch-materiellen und seiner seelischen Existenz ist er das Produkt widergöttlicher Mächte. Gleichzeitig ruht aber ein göttlicher Funke in ihm, der aus dem Bereich der Lichtwelt stammt – das wahre Ich des Menschen, das zurückgeführt werden muss zu seinem göttlichen Ursprung.

Meist findet sich ein dreiteiliges Menschenbild: Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist. Nur der Geist wird positiv gewertet; die Seele (als Sitz von Begierden und Leidenschaften) wird zurückgeführt auf die bösen Weltmächte, erscheint allerdings nicht ganz so negativ wie der materielle Leib.nach oben

IV. Der Weg zum Heil

Das Heil eröffnet sich für den Menschen als Rückkehr in seine Heimat, die obere Lichtwelt. Ermöglicht wird dies dem Menschen durch Erkenntnis seines Zustandes: Er muss wissen, dass er in seinem irdischen Dasein in einem Gefängnis lebt und zurückkehren muss in seinen göttlichen Ursprung.

Diese Erkenntnis kann der Mensch aber nur durch Offenbarung erlangen. Die Mächte des Bösen versuchen nämlich, dem Menschen seine eigentliche Herkunft zu verbergen, so dass ihn kein Verlangen erfasst nach seiner himmlischen Heimat. In der christlichen Gnosis verbindet sich damit Jesus als Offenbarergestalt. Menschwerdung und Passion können allerdings nicht ernst genommen werden.

Die Rückkehr wird beschrieben als Aufstieg der Seele zum höchsten Himmel. Dabei versuchen die bösen Mächte, die Seele auf ihrem Weg nach oben aufzuhalten. Nur eine wissende Seele kann diese Gefahren überwinden: wenn sie die Namen der Weltherrscher kennt oder bestimmte Formeln und Sprüche, die den Weg in die nächsthöhere Himmelssphäre freimachen.nach oben

V. Ethik

Aus der Abwertung des Leiblichen können sich zwei gegensätzliche ethische Konsequenzen ergeben:

  • Alles was mit der Sphäre des Leiblichen zusammenhängt, kann den Gnostiker nicht mehr berühren. Er kann also tun und lassen, was ihm gefällt (»Libertinismus«).
  • Der Gnostiker soll alles meiden, was mit der Sphäre des Leiblichen zusammenhängt, um sich nicht mit dem Leiblich-Weltlichen zu verunreinigen (strenge Askese: Enthaltung von bestimmten Speisen, Ablehnung der Ehe usw.).

Die erste Linie erscheint v.a. in antignostischen Schriften, ist aber nicht als reine Polemik erklärbar. Dennoch dürfte die asketische Richtung in der Gnosis dominiert haben.


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