Bibelstudium
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

2.3 Die Antithese vom Ehebruch (Mt 5,27f)

Die Antithese vom Ehebruch (Mt 5,27-30) ist ebenfalls mt Sondergut. Der Evangelist hat hier wahrscheinlich zwei verschiedene Traditionen zusammengefügt. Zu VV.29f gibt es nämlich eine Parallele in Mk 9,43.47, die Mt an der vergleichbaren Stelle in seinem Evangelium auch übernommen hat. Den folgenden Überlegungen ist der Wortlaut von Mt 5,27f zugrundegelegt.

27 »Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: ,Du sollst nicht ehebrechen‘. 28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.«

Der atl Bezug ist das Dekaloggebot in Ex 20,14; Dtn 5,17: Verbot des Ehebruchs. Die Antithese verlegt das Gebot wieder in einen rechtlich nicht einklagbaren Raum: Ehe­bruch geschieht nicht erst in der vollbrachten Tat, sondern schon im Blick in »begehrlicher Absicht«. Entscheidend ist nicht der Blick allein, sondern die mit ihm verbundene Intention. Das Gesetz bietet im Verhältnis zu Gott keinen Schutz in dem Sinn, dass nur die vollbrachte, rechtlich erfassbare Tat von Bedeutung wäre. Der Mensch ist unmittelbar vor Gott verantwortlich.

Jesus geht es bei dieser Antithese weniger um Integrität und Würde der Frau (so sympathisch ein solcher Impuls aus heutiger Sicht auch wäre). Er spricht nämlich hier nicht allgemein von Frauen, sondern von »Ehefrauen« und setzt die patriarchale Sicht der Ehe voraus: Die Frau ist Eigentum des Mannes. Deshalb kann ein Mann nur die Ehe eines anderen Mannes brechen (er verletzt dessen Besitzrechte), nicht seine eigene. Dass diese Sicht der Ehe auch hinter Mt 5,27f steht, ergibt sich aus folgenden Beobachtungen:

  • Die Antithese spielt auf Ex 20,17 an. Darauf weist die Formulierung: »Jeder, der eine Frau anblickt, um sie zu begehren ...«. In Ex 20,17 ist die Frau eingereiht in die Liste des männlichen Besitzes. Deshalb ist die Einheitsübersetzung zu ungenau, wenn sie den Ausdruck »um sie zu begehren« wiedergibt mit »lüstern«.
  • Die Antithese ist einseitig vom Mann aus formuliert. Derjenige, der die Frau eines anderen begehrt, verletzt die Ehe des anderen Mannes. Ginge es darum, die Verletzung der eigenen Ehe anzuprangern, wäre die Beschränkung auf die Perspektive des Mannes schwer zu erklären.
  • Auch die Formulierung von Mt 5,32 zeigt, dass Jesus den Rahmen patriarchalen Eheverständnisses nicht verlassen hat (s.u. 3.).

Dann legt sich nahe, die Heiligkeit der Ehe als entscheidendes Moment der Weisung Jesu zu verstehen. Das kann dadurch untermauert werden, dass dieses Thema in der Verkündigung Jesu gut zu belegen ist (s.u. 3.).

Weiter zu 3.


Servicebereich