Bibelstudium
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2. Zur theologischen Bedeutung der Ostertraditionen

Ostern als Ausgangspunkt und Mitte des Christusbekenntnisses / Wahrung des eschatologischen Charakters

Ostern als Ausgangspunkt und Mitte des Christusbekenntnisses

Ostern ist das Urdatum des christlichen Bekenntnisses. Dies ergibt sich nicht nur aus der obigen Analyse der Situation nach dem Karfreitag, nach der für ein erneutes Auftreten der Jünger der Impuls durch die Ostererfahrung entscheidend war (s.o. 1.1). Auch der Inhalt der frühesten Verkündigung zeigt eine Konzentration auf Tod und Auferstehung Jesu:

  • Die Glaubensformeln richten sich auf dieses Geschehen (s.u. 3.1; 3.2). In solchen Kurzformeln wird sicher das Wesentliche zusammengefasst.
  • Paulus bündelt die Verkündigung von Tod und Auferweckung Jesu unter dem Stichwort »Evangelium«. Es rettet diejenigen, die an ihm festhalten. Die Einleitung in 1Kor 15,1-3a bezeugt unmittelbar die zentrale Stellung von Ostern für die Botschaft des Paulus.
  • Beispielhaft wird der Perspektivenwechsel, der mit Ostern gegeben ist, in Apg 10,38-42 deutlich. Petrus blickt in der Predigt im Haus des Kornelius zurück auf das Wirken Jesu im »Land der Juden und in Jerusalem« (V.39), auf seinen Tod und seine Auferstehung sowie die Erscheinungen. Der Verkündigungsauftrag an die Osterzeugen bezieht sich aber nicht auf das Erzählen der Taten und Worte Jesu, sondern auf die Bedeutung Jesu als »Richter der Lebenden und der Toten« (V.42).

Jesus wird nach Ostern (zeitlich) also von Ostern her (sachlich) verstanden, er wird durch die »Osterbrille« wahrgenommen. So erzählt denn auch Markus vom Wirken Jesu unter der Überschrift »Evangelium«, demnach als einem Wirken, das auf Tod und Auferstehung zuläuft. Urchristlicher Glaube kann beim Rückblick auf den Jesus der Geschichte nicht absehen vom Bekenntnis zu ihm als Messias, Sohn Gottes, Herr. Anders gesagt:

► Nach Ostern kann von Jesus nur noch christologisch gesprochen werden.

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Wahrung des eschatologischen Charakters

Die obige Darstellung hat ergeben, dass die Auferstehung Jesu als endzeitliches Ereignis verkündet wurde. Sie ist Hereinbrechen des neuen Äons in den alten, die endzeitliche Totenauferstehung hat eingesetzt in der Auferweckung Jesu. Dieser Charakter von Ostern spiegelt sich in der Zurückhaltung, die auch in der Erzähltradition durchgehalten wird:

► Von der Auferstehung Jesu selbst wird in den neutestamentlichen Schriften nicht erzählt.

Erst das apokryphe Petrusevangelium schildert den Vorgang der Auferstehung: Jesus kommt, gestützt von zwei Männern und gefolgt vom Kreuz, aus dem Grab. Hier liegt nicht alte Tradition vor (so H. Köster), sondern Weiterentwicklung.

  • Der Unterschied wird deutlich, wenn man das Motiv der Graböffnung im MtEv betrachtet. Erdbeben, Engelerscheinung und Graböffnung sind hier nicht ausgerichtet auf das Herauskommen Jesu aus dem Grab, sondern auf Erscheinen und Botschaft des Engels. Deren Bedeutung wird durch die Theophaniemotive betont. Jesus selbst tritt (wie auch in den anderen Grabgeschichten) nicht auf.

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