Bibelstudium
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Römische Quellen

Außer in christlichen und jüdischen Quellen wird Jesus vereinzelt auch in Schriften römischer Autoren aus dem frühen 2. Jahrhundert erwähnt. Der Wert für die historische Frage ist insofern nicht unerheblich, als damit die Existenz Jesu aus außerchristlichen Quellen bestätigt wird. Allerdings ist deren Informationsgehalt sehr beschränkt.

Tacitus, Annalen (um 116/117) 15,44

Im Zusammenhang mit dem Brand Roms erwähnt Tacitus das Vorgehen Neros gegen die Christen:

Keine menschliche Anstrengung, keine Spenden des Herrschers, keine Sühnezeremonien für die Götter verscheuchten den Verdacht, es habe auf Befehl gebrannt. Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob er (Nero) die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk »Chrestianer« nannte. Der Urheber dieses Namens (Chrestianer) ist Chrestus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war. Dieser verderbliche Aberglaube war für den Augenblick unterdrückt worden, trat aber später wieder hervor und verbreitete sich nicht nur in Judäa, wo er aufgekommen war, sondern auch in Rom, wo alle Gräuel und Abscheulichkeiten der ganzen Welt zusammenströmen und geübt werden.

Tacitus weiß von der Existenz des Christentums im Rom der 60er Jahre des 1. Jh. n.Chr.; ihm ist bekannt, dass sich diese religiöse Bewegung auf einen »Christus« berief – von Tacitus offensichtlich als Eigennamen verstanden; er weiß von dessen Hinrichtung unter Pontius Pilatus und Judäa als Ursprungsland des Christentums. Seine Kenntnis von Jesus geht also nicht über das hinaus, was man überall erfahren konnte, wo es Christen gab.

Sueton, De vita Caesarum (um 120 n. Chr.) Kap. 25,4

Sueton erwähnt ein Edikt des Kaisers Claudius aus dem Jahr 49:

»Claudius vertrieb die Juden, die auf Anstiftung des Chrestus Tumult stifteten, aus Rom.«

Wahrscheinlich stehen im Hintergrund dieser Notiz Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen aufgrund der Christusverkündigung. Sueton hat aber keine genaue Vorstellung von den Ereignissen und Hintergründen, da er sich »Chrestos« zur Zeit des Claudius in Rom vorstellt.

Dass Jesus von Nazaret in römischen Quellen so wenig Spuren hinterlassen hat, ist nicht überraschend. Aus römischer Sicht ist die Hinrichtung eines Provinzialen durch einen römischen Statthalter am Rande des Imperium Romanum kein Sachverhalt, der besondere Aufmerksamkeit verdient. Deshalb stoßen wir bei römischen Autoren auf Jesus auch nur in Zusammenhängen, in die christliche Gemeinden involviert waren, also im Rahmen der Wirkungsgeschichte Jesu.