Bibelstudium
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Frühchristliche Quellen

Synoptische Evangelien

Die synoptischen Evangelien sind mit Abstand die wichtigsten Quellen für die historische Rückfrage nach Jesus. Aufgrund der literarischen Abhängigkeit der Evangelien (s. hier) sind vorrangig Mk, die Logienquelle Q sowie das Sondergut von Mt und Lk auszuwerten: die jeweils ältesten zugänglichen literarischen Schichten.

Johannes-Evangelium

Im Vergleich zu den Synoptikern kommt dem Johannesevangelium ein wesentlich geringerer Quellenwert für die historische Rückfrage zu, denn es ist noch stärker als die ersten drei Evangelien von theologischer und christologischer Reflexion geprägt. So fehlen in ihm z.B. vollständig die Gleichnisse Jesu, die nach Mk, Mt und Lk die Verkündigung Jesu prägen und sicher auch in das Wirken des historischen Jesus gehören. Die Botschaft Jesu unterscheidet sich im JohEv so grundsätzlich von der Darstellung der Synoptiker, dass man in der historischen Rückfrage nicht beiden Modellen zugleich folgen kann. Und da das JohEv das christologische Bekenntnis noch viel konsequenter in die Erzählung vom Wirken Jesu eingebracht hat, kann die Entwicklung nur von den Synoptikern hin zu Johannes gelaufen sein, nicht umgekehrt.

In Einzelfragen zu den äußeren Daten des Lebens und Wirkens Jesu kann das JohEv aber dennoch Quellenwert besitzen.

Neues Testament außerhalb der Evangelien

Apg 20,35, 1Thess 4,15 und 1Kor 7,10 zitieren Worte Jesu, die auf historische Plausibilität überprüft werden können. Das Material außerhalb der Evangelien ist äußerst begrenzt und betrifft ausschließlich Worttradition. Hinweise auf das Wirken Jesu gibt es außerhalb der Evangelien im Neuen Testament nicht.

Agrapha

Als Agrapha bezeichnet man Jesus-Worte, die von den Kirchenvätern überliefert wurden, jedoch nicht im NT überliefert sind (daher die Bezeichnung agrapha, zu deutsch ungeschrieben). Diese sind hinsichtlich der Botschaft Jesu auszuwerten, ergänzen allerdings die historische Rückfrage nur unwesentlich.

Nichtkanonische Evangelien

Manche Jesusforscher schreiben den apokryphen Evangelien oder den Traditionen, die sie verarbeiten, Quellenwert für die historische Rückfrage zu. Sieht man von Extrempositionen ab (z.B. John Dominic Crossan), beschränkt sich die Diskussion fast ausschließlich auf das Thomas-Evangelium. Es kann aber schon aufgrund des begrenzten Materials in der historischen Rückfrage mit den synoptischen Evangelien nicht konkurrieren.