Bibelstudium
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Jüdische Quellen

Flavius Josephus

Auf den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus geht das sog. flavianische Zeugnis in Ant. XVIII 63f/3,3 zurück, das Wirken Jesu, Jüngerschaft, Tod unter Pontius Pilatus und Entstehen der Christengemeinde bestätigt.

Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn denn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er vollbrachte nämlich ganz erstaunliche Taten und war Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Messias. Und obwohl ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorherverkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.

In dieser Form ist der Text ein Bekenntnis zu Jesus Christus, das unmöglich von Josephus stammen kann. Deshalb wurde häufig die ganze Passage als Einschub gewertet, im Zuge der handschriftlichen Überlieferung von christlichen Schreibern eingetragen. Nimmt man aber die fettgesetzten Passagen heraus, ergibt sich eine Fassung, die Josephus zugeschrieben werden kann:

Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch. Er vollbrachte nämlich ganz erstaunliche Taten und war Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Und obwohl ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.

Die Formulierungen unterscheiden sich in einigen Punkten vom üblichen urchristlichen Sprachspiel. Auch passt die Passage insofern zu Josephus, als er in seinem Werk mehrere Bewegungen beschreibt, die mit dem Tod des Anführers endgültig zerschlagen waren. Dass eigens erwähnt wird, die Anhängerschaft Jesu habe über dessen Tod hinaus bestanden, lässt sich also gerade für Josephus gut erklären, weniger gut für einen christlichen Interpolator.

Außerdem lässt sich eine kurze Notiz in Ant. XX 200/9,1 auswerten: Der Hohepriester Hannas II. ließ Jakobus, »den Bruder Jesu, des sogenannten Christus« hinrichten. Josephus bietet keine nähere Erläuterung zu Jesus. Dies wäre schwer erklärlich, wenn er an dieser Stelle zum ersten Mal von Jesus sprechen würde – ein Argument für die Ursprünglichkeit der Passage in Buch XVIII.

Rabbinische Texte

In rabbinischen Texten finden sich Auseinandersetzungen mit dem entstehenden Christentum. Sie erklären die Spaltung des Christentums vom Judentum, geben aber keine historisch auswertbaren Hinweise, die unser Wissen über den historischen Jesus erweitern würden.