Der Aufbruch
Auch wenn Jesus die Botschaft des Täufers zunächst akzeptiert und an der Hochschätzung des Johannes festgehalten hat, so muss er sich dennoch von der Gerichts- und Umkehrpredigt des Wüstenpredigers gelöst haben. Denn seine Botschaft vom Anbruch des Gottesreiches unterscheidet sich von dem, was Johannes verkündet hatte. Deutlich wird der Gegensatz zwischen Johannes und Jesus auch durch ihr Auftreten: Johannes wird als Asket dargestellt, der sich in Kamelhaare hüllt, sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt und sich in der Wüste aufhält, während Jesus von seinen Gegnern polemisch als »Fresser und Säufer« (Mt 11,19) abgekanzelt wird.
Ob sich das Wirken der beiden zeitlich überschnitten hat (JohEv) oder Jesus erst nach dem Ende des Täuferwirkens aufgetreten ist (Synoptiker), lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Beide Darstellungen können theologisch motiviert sein:
- Die synoptischen Evangelien betonen die Vorläuferrolle, wenn Johannes von der Bühne abtritt, ehe Jesus verkündet;
- das JohEv stellt den wachsenden Zulauf zu Jesus und den schwindenden Einfluss des Täufers dar (3,23-30) und profiliert so den übergeordneten Rang Jesu.
Zur chronologischen Einordnung des Täuferwirkens s. hier.