Bibelstudium
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Mysterienreligionen

I. Vermischung griechischer und orientalischer Religiosität

II. Grundzug

III. Bedeutung für das Urchristentum

I. Vermischung griechischer und orientalischer Religiosität

In religiösen Vorstellungen und Vollzügen konnte sich das östliche Element bei der Begegnung der Kulturen von Orient und Okzident stärker behaupten. Gottheiten griechischen und orientalischen Ursprungs wurden miteinander identifiziert, einzelne Elemente der verschiedenen Religionen vermischten sich.

Beide Kulturkreise durchdrangen sich auch bei der Neuschaffung von Kulten aus Elementen griechischer und orientalischer Herkunft. Zwar hat es Mysterienreligionen auch schon vor dieser Verschmelzung gegeben, Entstehung und Verbreitung hat sich aber in der hellenistischen Zeit merklich verstärkt.nach oben

II. Grundzug

Die Mysterienreligionen (von mysterion = Geheimnis) sind von öffentlichen Kulten und von privatem religiösem Brauchtum abgesetzt. Grundzüge lassen sich trotz der Verpflichtung zum Stillschweigen noch erkennen:

  • Am Beginn steht die Einweihung, oft vorbereitet durch einführende Riten (Waschungen, Bäder).
  • Im Zentrum der kultischen Feier steht ein Drama, das Leiden und Sieg der Gottheit darstellt.
  • Im Ritus haben die Kultteilnehmer am dargestellten Geschehen teil und gewinnen so die Aussicht auf Rettung, sei sie innerweltlich gedacht (Bewahrung vor Gefahren) oder auf das Geschick nach dem Tod ausgerichtet.
  • Die Gemeinschaft mit der Gottheit kann durch ein Mahl symbolisiert werden.nach oben

III. Bedeutung für das Urchristentum

Die frühere Zuversicht, Taufe und Herrenmahl aus den Mysterienkulten abzuleiten, wird heute gewöhnlich nicht mehr geteilt. Dazu sind die Unterschiede zu groß.

  • So bezieht sich die Rede von der Erlösung durch Tod und Auferstehung Jesu Christi auf ein geschichtliches Ereignis, das ein für alle Mal geschehen ist. In den Mysterienkulten dagegen werden Tod und Wiederbelebung der Gottheit immer wieder dargestellt; Bezugspunkt ist hier nicht eine geschichtliche Größe.
  • Auch der Gedanke eines sühnenden Sterbens ist den Mysterienreligionen unbekannt.
  • Die Vereinigung der Glaubenden mit Christus versteht Paulus nicht als vollkommene Verschmelzung; sie steht unter dem Vorbehalt, dass die Heilsvollendung noch aussteht.
  • Wird in den Aufnahmeriten der Mysterienkulte allein rituelle Reinheit vermittelt, geht es in der Taufe nach paulinischem Verständnis um Reinigung von Sünden und einen Wandel der ganzen Existenz.

Dennoch kann man mit Dieter Zeller von einer »analogen Gedankenstruktur« sprechen. Auch wenn in den Mysterienreligionen nicht ausdrücklich vom Mitsterben (und Mitauferstehen) die Rede ist, so gibt es doch den Gedanken der Identifikation mit der Gottheit und ihrem Geschick, in dem sich der Eingeweihte wiedererkennt.

Wichtig sind diese Beobachtungen weniger für die Frage nach der Herkunft des paulinischen Taufverständnisses als für die Bedingungen ihrer Rezeption. Sie »illustrieren … die Atmosphäre, in die es (=das Neue Testament) hineinspricht, das Verlangen nach göttlicher Solidarität im Leiden und die immer intensiver werdende Hoffnung auf Rettung aus allen Mühen, auch aus der Sinnlosigkeit des Todes, eine Hoffnung, die sich manchmal schon an die Gestalt der sterbenden Götter klammert« (D. Zeller).


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