Kaiserkult
I. Begriff und Ursprung
Der Begriff Herrscherkult bezeichnet die Anerkennung eines Herrschers als Gott oder als gottähnliches Wesen; ihm wird kultische Verehrung zuteil – nach seinem Tod oder schon zu Lebzeiten.
Die Wurzeln des Herrscherkultes dürften vor allem im Heroen- und im Wohltäterkult liegen. In beiden Größen zeigt sich der Gedanke, dass die Grenze zwischen Göttern und Menschen durchlässig ist. Der Herrscherkult lässt sich verstehen als Verbindung der kultischen Verehrung verstorbener Heroen und der profanen Verehrung lebender Wohltäter.
Die Begegnung der Griechen mit dem ägyptischen Pharaonentum könnte als Katalysator für die Ausbildung des Herrscherkultes gewirkt haben.nach oben
II. Entwicklung und Bedeutung
Alexander der Gr. kann einem Vorläuferstadium des Herrscherkultes zugeordnet werden. Nach seinem Tod setzte der Kult um seine Person ein und griff auf seine Nachfolger über.
Vor allem die ägyptischen Ptolemäer förderten den Kult um die Herrscherfamilie, der allerdings nicht als allein von oben verordnet empfunden worden sein musste. Bei den Seleukiden hat der Herrscherkult erst ab dem Ende des 3. Jh. vC Bedeutung gewonnen.
Die Römer haben den Herrscherkult nicht selbst hervorgebracht, sondern bei ihrer Ausbreitung im Osten bereits vorgefunden. Die Aufnahme Caesars in den Götterhimmel gab ein Modell für die Kaiserzeit ab. Augustus blieb aus politischem Kalkül in Rom zurückhaltend, nahm die kultische Verehrung in den Städten des Ostens aber an. Ähnlich handelten auch seine Nachfolger, von denen allein Caligula offensiv göttliche Verehrung eingefordert hat.
Aus Sicht der Herrschenden stärkte der Kult Macht und Legitimität des Machthabers. Aus Sicht der Untertanen ist wohl die Erfahrung von Hilfe und Rettung entscheidend – Grundfunktionen des Göttlichen, weshalb der Schluss nahe lag: Wo Rettung erfahren wird, zeigt sich die göttliche Macht im Retter. Dies gilt unbeschadet der Tatsache, dass man den Herrscherkult in pragmatischer Hinsicht auch als Ordnungsfaktor verstehen kann.