Bibelstudium
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Quellen

Da das LkEv nachweislich durch Quellenbenutzung entstanden ist, kann man ein ähnliches Verfahren auch für die Apg erwarten. Das Vorwort in Lk 1,1-4, auf beide Werke bezogen, bestätigt diese Vermutung ebenso wie die Existenz paralleler Überlieferungen in einigen Fällen.

Für die Stoffe von Kap. 1-12 wird die Existenz von zusammenhängenden Quellensammlungen meist abgelehnt. Zu dem Material, das Lk in Apg 13-28 verarbeitet hat, werden vor allem vier Fragen diskutiert:

► Wie sind die Wir-Passagen (Apg 16,10-17; 20,5-15; 21,1-18; 27,1-28,16) quellenkritisch zu beurteilen?

  • Geben diese Passagen den Teil der Paulusreisen wieder, an denen der Verfasser der Apg teilgenommen hat?
    Aber: Auch wenn man die Augenzeugenschaft auf jene Ausschnitte begrenzt, bleibt die Annahme schwierig, dass die Apg einen Augenzeugen des Wirkens des Paulus zum Verfasser hat. Außerdem hätte der Autor seine Augenzeugenschaft sehr unbetont eingebracht.
  • Übernimmt Lk die Formulierung einer vorgegebenen Quelle oder bringt er selbst die Wir-Form ein?
    Das erste lässt sich zwar nicht ausschließen, wahrscheinlicher aber ist die redaktionelle Lösung. Er bringt so Reise-Erfahrung ins Spiel und hat die Wir-Form wohl in der Seefahrts-Erzählung vorgefunden, die er in Kap. 27f verarbeitet hat.

► Hat Lk ein Itinerar (Verzeichnis mit Reisestationen) benutzt? Für eine bejahende Antwort sprechen zwei Beobachtungen:

  • Die Gestalt der Kap. 16-21 erklärt sich am besten, wenn Lk in ein vorgegebenes Gerüst Einzeltraditionen und redaktionelle Abschnitte eingefügt hat.
  • Da Lk die Paulusbriefe nicht erkennbar benutzt hat, ist die Übereinstimmung der Reisestationen durch Quellenbenutzung zu erklären.

    Dass es keine antiken Gattungsparallelen zu einem solchen Itinerar gibt, ist zwar ein bedenkenswerter Einwand, entkräftet die vorgetragenen Argumente aber nicht.

► Hatte Lk für die Erzählung von Inhaftierung und Prozess gegen Paulus eine zusammenhängende Quelle?

  • Positive Hinweise dafür sind eher dürftig. Jacob Jervell führt die Beobachtung an, dass der Bericht zusammenhängend und ungewöhnlich breit sei. Dies lässt sich auch der schriftstellerischen Leistung des Lk zuschreiben. Der Verfasser hatte wohl nur einzelne Nachrichten zur Verfügung und hat diese selbst in einen Erzählzusammenhang gebracht.

► Gab es für die Reden in der Apg Vorgaben oder sind sie als Schöpfung des Autors zu werten? Die zweite Annahme ist eindeutig besser zu begründen:

  • Ausgestaltete Reden sind nicht überlieferbar.
  • Die Reden enthalten vor allem lk Theologie und zeigen kein Profil des jeweiligen Redners.
  • Dass der Autor selbst die Reden der auftretenden Personen gestaltet, entspricht den Gattungsgepflogenheiten.
  • Die Verteilung der Reden in der Apg erweist sie in kompositioneller Hinsicht als Werk des Autors.

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