Bibelstudium
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Zum Formular paulinischer Briefe

I. Briefanfang   II. Briefschluss

I. Briefanfang

Wie in antiken Briefen üblich, setzt sich die Eröffnung zusammen aus Präskript und Proömium.

Im Präskript folgt Paulus der griechischen Konvention darin, dass der Absender im Nominativ voransteht und die Angabe des Adressaten im Dativ folgt. Aus dem orientalischen Formular übernimmt er die Zweisätzigkeit: Paulus schreibt als Eingangsgruß nicht χαίρειν; er setzt nach der Nennung von Absender und Adressaten neu ein mit dem Gnaden- und Friedenswunsch.

  • Als Absender erscheinen Paulus und Mitarbeiter; gewöhnlich bezeichnet sich Paulus als Apostel (Röm 1,1; Phil 1,1 als »Knecht Christi«; nur in 1Thess 1,1 keine Titulierung); die Mitarbeiter werden als »Brüder« bezeichnet (außer Phil 1,1: »Knecht Christi«).
  • Adressaten sind Gemeinden, meist bezeichnet als ekklesiai (auch im Philemonbrief als Mitadressat), andere Umschreibungen nur im Röm und im Phil (»Heilige in Christus Jesus«; »Geliebte Gottes, berufene Heilige«); Funktionsträger nur im Phil als Mitadressaten (»Episkopen und Diakone«); s. dazu auch hier).
  • Der Gruß hat eine feste Form: »Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus« (nur 1Thess 1,1 – also der älteste Paulusbrief – bietet eine Kurzform).

Das Proömium gestaltet Paulus gewöhnlich als Danksagung an Gott; Grund des Dankes ist die Gemeinde. Nur im 2Kor findet sich eine Eulogie (»Gepriesen sei Gott …«). Im Galaterbrief besteht kein Grund zum Dank (»Ich wundere mich ...«). Funktion des Proömiums:

  • Wohlwollen der Leser gewinnen (Captatio benevolentiae);
  • Vorbereitung des Inhalts und Anliegens des Briefes.nach oben

II. Briefschluss

Die formale Bestimmung des Briefschlusses ist nicht so eindeutig durchzuführen wie die des Briefanfangs. Vor allem der Beginn des Schlussteils ist oft strittig. Offensichtlich verfuhr Paulus bei der Gestaltung des Briefschlusses wesentlich freier als bei der Brieferöffnung.

Als wiederkehrende Elemente des Epilogs zeigen sich

  • allgemeine Mahnungen (z.B. 1Thess 5,16; 1Kor 16,13)
  • Ausblick auf einen Besuch (Phlm 22)
  • fürbittender Segenswunsch (1Thess 5,23; Röm 15,33)

Das Postskript bildet sich aus zwei Elementen:

  • Schlussgrüße, bei denen sich alle Formen finden, die in antiken Briefen üblich waren (für den Typ »1. Person« kommt allerdings nur 1Kor 16,21 in Frage: Gruß mit eigener Hand).
  • Segenswunsch, vergleichbar dem Wohlergehenswunsch in antiken Privatbriefen. Die paulinische Form entspricht dem Abschluss des Präskripts, denn der Zuspruch der Gnade erscheint auch hier, allerdings überwiegend nur christologisch bestimmt: »Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch« (1Thess 5,28; 1Kor 16,23; Röm 16,20) oder »…mit eurem Geist« (Phil 4,23; Phlm 25; Gal 6,18).