Der zweite Brief an die Korinther
I. Verfasser II. Zeit und Ort der Abfassung III. Ein Brief oder mehrere Briefe? Zur Situation der brieflichen Kommunikation IV. Zum Inhalt
I. Verfasser
Die Authentizität des Briefes ist in der aktuellen Forschung unbestritten. Als Mitabsender nennt Paulus seinen Begleiter Timotheus.nach oben
II. Zeit und Ort der Abfassung
Die Zeitangabe in 2Kor 8,10 auf die Kollekte, die im vergangenen Jahr stattgefunden habe, weist darauf hin, dass der 2Kor mindestens ein halbes Jahr nach dem 1Kor geschrieben sein muss (der 1Kor wurde im Frühjahr geschrieben und kündigt die Kollekte an, der Jahreswechsel war im Herbst). Zu datieren wäre der Brief dann für den Zeitraum 54-56.nach oben
III. Ein Brief oder mehrere Briefe? Zur Situation der brieflichen Kommunikation
Zwischen Kapitel 9 und Kapitel 10 kommt es zu einem inhaltlichen Bruch, der sich im Rahmen ein und desselben Briefes kaum schlüssig erklären lässt. Der versöhnliche Teil des ersten Teils wird plötzlich durchbrochen durch einen ganz anderen, anklagenden Ton. Der Wechsel geschieht ohne Überleitung und ohne Einordnung der Konfliktsituation. Daher ist davon auszugehen, dass irgendwann im Überlieferungsprozess die beiden Briefe zu einem einzigen Brief verbunden wurden und der vorausgehende Brief (oft wegen 2Kor 2,4 als »Tränenbrief« bezeichnet) an den späteren Brief (»Versöhnungsbrief«) angehängt wurde.
Es gibt auch Ansätze, die einen dritten Brief extrahieren – die apostolische Apologie in 2,14-7,4 –, der dann der älteste Teil der Korrespondenz sein müsste.
In jüngster Zeit geht die Tendenz der Forschung eher in Richtung Einheitlichkeit. Das Problem des Bruches zwischen Kapitel 9 und 10 bleibt freilich eine Hypothek für diese Position.nach oben
IV. Zum Inhalt
Der frühere Brief (Kapitel 10-13) setzt sich sehr scharf mit Gegnern auseinander. Diese waren Judenchristen, die den Apostolat des Paulus vor der korinthischen Gemeinde in Zweifel zogen. Die Kritik scheint – anders als im Galaterbrief – keine theologischen Grundsatzfragen (Beschneidung, Verpflichtung auf die Tora, etc.) zu berühren. Vielmehr scheinen die Gegner Paulus dafür zu kritisieren, dass bei seiner Verkündigung Machterweise und ekstatische Phänomene keine Rolle spielen. Zudem könnten sie auch den bewussten Verzicht des Paulus auf Unterhalt durch die Gemeinde als Argument gegen sein Apostelsein gewendet haben.
So kann der 2Kor insgesamt und die Passage 2,14-7,4 im Besonderen als Apologie des paulinischen Apostolats gelesen werden. Im Gegensatz zu seinen Gegnern definiert Paulus seine Apostolizität durch die Macht Gottes. Die Betonung seiner Schwachheit dient ihm dazu, auf die Kraft Gottes, die im Apostel wirkt, zu verweisen. Er ist von Gott beauftragt, das Evangelium zu verkünden. Nicht an persönlichen Vorzügen und Äußerlichkeiten entscheidet sich der Aposteldienst, sondern an der Botschaft. Wer also an der Apostolizität des Paulus zweifelt, der zweifelt an der Botschaft, die er verkündet.