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Der erste Brief an die Korinther

I. Verfasser   II. Zeit und Ort der Abfassung   III. Adressaten und Briefsituation   IV. Zum Inhalt

I. Verfasser

Als Verfasser des ersten Korintherbriefes werden Paulus und Sosthenes genannt. Da der Brief ansonsten in Ich-Form gestaltet ist, kann man nicht darauf schließen, dass hier zwei gleichwertige Autoren am Werke sind. Der Mitabsender muss der Gemeinde ein Begriff gewesen sein, seine Nennung mag dem Schreiben Nachdruck verleihen. Wir wissen heute nichts über Sosthenes, da er ansonsten nicht mehr genannt wird. Apg 18,17 erwähnt den Synagogenvorsteher Sosthenes, eine Identifizierung beider Personen ist jedoch spekulativ.nach oben

II. Zeit und Ort der Abfassung

1Kor 16,8 gibt Ephesus als Ort der Abfassung des Briefes an. Man datiert ihn zumeist aufgrund der dort genannten bevorstehenden Reisepläne ins letzte Jahr seines Wirkens in Ephesus (also um 55/56). Spätere Hinweise über seine Gefangenschaft in Ephesus, aber auch die Hinweise in 2 Kor 1,15-22 über die durchkreuzten Reisepläne, lassen diese Datierung zumindest nicht zwingend erscheinen. Auch eine Abfassung im Jahr 53 oder 54 ist denkbar.nach oben

III. Adressaten und Briefsituation

Der Brief ist gerichtet an die Gemeinde von Korinth. Korinth war eine der bedeutendsten Handelsstädte der Antike, die durch die beiden Häfen Lechaion und Kenchreä angesteuert werden konnte. Die Stadt hatte zur Zeit des Paulus ca. 100.000 Einwohner. Johannes Weiß bezeichnete in seinem bedeutenden Kommentar zum 1Kor die Stadt Korinth mit treffendem Wortwitz als das »Sankt Pauli der Antike«, womit alles über den zweideutigen Ruf der Metropole ausgesagt ist.

Die Gemeinde setzt sich zu großen Teilen aus Heidenchristen zusammen. Die meisten waren der Unterschicht zuzurechnen, Röm 16,23 zählt aber auch wohlhabende Gemeindemitglieder in Korinth auf. Insgesamt scheint die Gemeinde in vielen Punkten zerstritten bzw. unsicher zu sein. Paulus erhielt schriftliche Anfragen und Nachrichten aus der Gemeinde, auf die er in seinem Brief eingeht, um die Einheit der Gemeinde zu bewahren und ihr Sicherheit im Glauben zu geben. nach oben

IV. Zum Inhalt

Paulus reagiert auf Anfragen aus Korinth und geht zunächst auf Gefahren ein, die ihre Einheit gefährden bzw. einzelne Mitglieder vor eine theologische Zerreißprobe zu stellen scheinen:

  • Parteienbildung 1,10-4,21
  • Missstände in der Gemeinde 5,1-6,20
  • die Frage nach Ehe und Ehelosigkeit 7,1-40
  • die Frage nach Genuss von Götzenopferfleisch 8,1-11,1
  • Missstände bei der Feier des Gottesdienstes 11,2-34
  • Die Frage nach den unterschiedlichen Geiestesgaben 12,1-14,40

Was die Frage nach dem Genuss von Götzenopferfleisch angeht, steht Paulus einerseits auf Seiten der »Starken«, die der Meinung sind, man könne dieses Fleisch ohne Bedenken verzehren, weil die Götter, auf die es geweiht ist, nicht existierten bzw. keine Macht besäßen. Andererseits aber sieht er, dass noch nicht alle Gemeindemitglieder diese Position als selbstverständlich betrachten, und so mahnt er die »Starken«, zugunsten der »Schwachen« auf den Genuss von Götzenopferfleisch zu verzichten.

Der Zerrissenheit der Gemeinde versucht er mit der Leib-Metapher zu begegnen. Das in der Antike verbreitete Modell, gesellschaftliche Strukturen und Hierarchien zu festigen, münzt Paulus um zu einer Metapher der pluralen Gestalt der Gemeinde und des solidarischen Aufeinander-Angewiesenseins ihrer Glieder. Damit versucht er die Streitereien der Gemeindemitglieder ad absurdum zu führen und jedem eine gleichwertige Rolle in Christus zuzuweisen – besonders im Blick auf den Streit über die unterschiedlichen Gnadengaben.

Ein Aufruf zur Kollekte sowie die Nennung seiner Reisepläne schließen den Brief ab.


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