Der Judasbrief
I. Verfasserfiktion II. Adressaten, Zeit und Ort der Abfassung III. Intention und Inhalt
I. Verfasserfiktion
Der Verfasser weist sich im Präskript als Judas, Bruder Jesu, aus. (Gemeint ist also nicht der Verräter Judas Iskariot.) Er verrät seine Fiktion jedoch selber, indem er auf die apostolische Tradition (17) zurückblickt. Womöglich will er die Autorität des Herrenbruders nutzen. Der Autor ist als Judenchrist zu identifizieren, er kennt apokryphe wie pseudepigraphische jüdische Traditionen.nach oben
II. Adressaten, Zeit und Ort der Abfassung
Zu den ursprünglichen Adressaten lassen sich keine Angaben machen. Der Brief richtet sich universell an alle »Berufenen, die von Gott dem Vater, geliebt und für Jesus Christus bestimmt und bewahrt sind« (Jud 1). Die Nähe zum 2Petr (der den Brief als Vorlage benutzt hat) lässt die Abfassung in Kleinasien vermuten, was allerdings keinesfalls sicher ist. Die im Brief vorausgesetzte Situation, die mögliche Nähe zum Jakobusbrief sowie der zeitliche Abstand zu den Aposteln lassen eine Abfassung um die Jahrhundertwende vermuten.nach oben
III. Intention und Inhalt
Der Brief reagiert auf Irrlehren, die womöglich von Wanderpredigern verbreitet werden und die Gemeinde bedrohen. Inhaltlich scheint insbesondere ein hohes pneumatisches Selbstbewusstsein sowie eine libertinistische Grundhaltung die Position der Gegner zu bestimmen. Meinte man früher, die Gegner mit Gnostikern identifzieren zu müssen, so wird in der neueren Forschung auch die Alternative einer Auseinandersetzung mit der Paulustradition diskutiert.nach oben