Bibelstudium
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Der Jakobusbrief

I. Die Frage nach dem Verfasser   II. Adressaten   III. Zeitliche Einordnung   IV. Zum Inhalt

 I. Die Frage nach dem Verfasser

Der Verfasser gibt sich im Präskript als der Herrenbruder Jakobus zu erkennen. Die Mehrheit der Forscher jedoch ist der Meinung, dass es sich um ein Pseudepigraphon handelt. Folgende Gründe stützen diese Einschätzung:

  • Der Verfasser beherrscht die griechische Sprache auf einem sehr hohen Niveau, zudem scheint er Traditionen einzuarbeiten, die bereits in griechischer Sprache vorlagen. Eine Zuschreibung an einen Handwerkersohn aus Palästina, selbst wenn er der griechischen Sprache mächtig war, ist deshalb kaum zu begründen.
  • Im Brief ist hellenistisches Gedankengut verarbeitet, wie es wohl am ehesten für das hellenistische Diasporajudentum vorauszusetzen ist.
  • Die Bezeichnung der Adressaten als »12 Stämme« und somit der Identifzierung Israels mit der Kirche passt wohl nicht in das theologische Konzept des Herrenbruders – gerade der antiochenische Konflikt gibt zu erkennen, dass Jakobus neben der Abgrenzung vom Judentum umso mehr mit dem Umgang mit Heidenchristen ringt. Zudem erinnert die Bezeichnung »12 Stämme« an den Patriarchen Jakob, so als ob der Verfasser beide für den Glauben wichtige Personen miteinander in Verbindung setzt.

Über den Verfasser wissen wir nur, dass er eine hohe hellenistische Bildung genossen haben muss, allerdings auch umfassende Kenntnisse der alttestamentlichen und frühjüdischen Tradition besaß. Die Nähe zu Mt sowie die Verbindung des vorgestellten Verfassers zu Antiochia (vgl. Gal 2,11-14) lassen eine Lokalisierung in Syrien als wahrscheinlich erachten.nach oben

II. Adressaten

Falls der Verfasser eine bestimmte Gemeinde anschreibt, so wäre diese wohl am ehesten im syrischen Raum zu verorten. Allerdings fehlt eine eindeutige Adressierung, und so ist auch denkbar, dass sich der Brief ganz allgemein an christliche Gemeinden richtet.nach oben

III. Zeitliche Einordnung

Wenn der Brief ein Pseudepigraphon ist, so ist er nach dem Tod des Herrenbruders (62 n.Chr.) entstanden. Eine zeitliche Einordnung ist schwierig, und so reichen die Datierungsversuche in der Forschung von etwa 70 bis 100 n.Chr.nach oben

IV. Zum Inhalt

Greifbar wird der Konflikt zwischen gesellschaftlicher Position und christlichem Lebenswandel, der sich insbesondere darin äußert, dass soziale Unterschiede auch in der christlichen Gemeinschaft gelebt werden, wodurch eine Kluft zwischen Armen und Reichen entsteht. Dem will der Verfasser entgegenwirken, indem er die Reichen ermahnt, sich mehr um die Armen zu kümmern. Argumentativ fußt der Verfasser dabei sehr stark auf jüdischen Traditionen, indem er Dekaloggebote zur Begründung heranzieht.

Die Betonung des notwendigen Zusammenhangs von Glaube und Werken im Jakobusbrief hat dazu geführt, dass man in ihm einen Gegenentwurf zur paulinischen Theologie lesen wollte. Deshalb konnte insbesondere die protestantische Tradition lange Zeit nichts mit dem Brief anfangen – nach Luther handelt es sich um eine »stroherne Epistel«. Allerdings verfehlt ein solcher Gegensatz die Aussageintention des Jak. Vielmehr lehnt er einen werklosen Glauben ab, der nutzlos ist und stellt demgegenüber fest, dass gelebter Glaube nur dann funktioniert, wenn ihm eine passende Lebenshaltung zu Grunde liegt.


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