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Die Wunder Jesu

I. Antikes Weltverständnis als Voraussetzung   II. Die Wunder Jesu

Hier findet sich nur ein kurzer Einblick in das Thema. Eine ausführlichere Darstellung zu historischen, literarischen und theologischen Aspekten der Wunderfrage gibt es hier.


Wunder sind in unserer aufgeklärten Welt suspekt geworden, da das naturwissenschaftlich geprägte Weltbild Wunder auszuschließen scheint. Wunder gelten meist als Durchbrechung der naturgesetzlichen Ordnung und deshalb als nicht möglich. Was als Wunder erscheint, ist nur noch nicht zutreffend verstanden und erklärt. Da jedoch das Wirken Jesu durch zahlreiche staunenswerte Machttaten gekennzeichnet ist, muss sich die historische Rückfrage auch mit den Wundern Jesu beschäftigen.

I. Antikes Weltverständnis als Voraussetzung

Der neutestamentliche Wunderglaube ist nur aus dem Denken der Antike zu verstehen. Wunder waren damals gewissermaßen an der Tagesordnung. Die Geschehensabläufe der Welt wurden von den damaligen Menschen nicht naturgesetzlich interpretiert, sondern auf das Wirken guter und böser (göttlicher) Mächte zurückgeführt. So wurden nicht selten Naturphänomene auf das Wirken solcher göttlicher Wesen zurückgeführt. Ebenso versuchte man im Kriegsfall die Götter für sich zu gewinnen bzw. schrieb man Sieg und Niederlage dem Eingreifen bestimmter Götter zu.

In antiken Kultstätten fanden auch Heilungen statt, wie etwa die in Epidauros gefundenen Berichte über den Asklepioskult beweisen. Diese Heilungen wurden letztlich auf das Eingreifen des Asklepios zurückgeführt, da sich die dortigen Heilmethoden wohl von der damaligen Schulmedizin entscheidend abhoben.

Zudem hat es wohl sowohl griechische als auch jüdische Wunderheiler gegeben, die ähnlich wie Jesus durch die Lande gezogen sind und Menschen geheilt haben bzw. von kranken Menschen aufgesucht wurden (Apollonius von Tyana, Choni der Kreiszieher), wenn freilich die Quellenlage im Vergleich zum Neuen Testament eher dürftig ist.

Die Wunderüberlieferungen aus der Antike sind so zahlreich, dass man nicht annehmen kann, es handle sich in allen Fällen um Erfindungen und Propaganda. Man muss die andere, von der unsrigen unterschiedene Welterfahrung berücksichtigen. In Kulturen, in denen man mit dem beständigen Wirken von guten und bösen Mächten rechnet, kommt es zu anderen Phänomenen von Krankheit und Heilung als in einer Zeit, die von einer naturwissenschaftlich arbeitenden Medizin geprägt ist. Es wäre ein Kurzschluss, wollte man jede Wirklichkeit hinter den antiken Wunderberichten bestreiten, weil wir solche Phänomene nicht erleben. Dies ist auch bei der Beurteilung der Machttaten Jesu zu bedenken.nach oben

II. Die Wunder Jesu

Die Wundergeschichten der synoptischen Tradition lassen sich in verschiedene Untergattungen gruppieren – je nach Situation der beteiligten Personen und der Charakteristik des Handelns Jesu:

  • Heilungswunder
  • Exorzismen
  • Naturwunder
  • Normenwunder
  • Geschenkwunder
  • Epiphanien / Erscheinungswunder

Heilungswunder und Exorzismen gehen in ihrem Kern mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Wirken Jesu zurück, auch wenn die Erzählungen keine Berichte sind, sondern literarisch und theologisch ausgestaltet wurden. Die übrigen Wunder sind wohl als nachösterliche Ausgestaltungen zu sehen mit dem Ziel, die Bedeutung Jesu zu profilieren. Dieses historische Urteil gründet nicht in der Auffassung, es sei unmöglich, dass sich so etwas wie Stillung des Sturms oder der Gang auf dem Wasser zugetragen haben könnte. Es verdankt sich vielmehr der literarischen Gestaltung dieser Geschichten sowie der Überlieferungslage: Nur in einem Fall gibt es ein Jesuswort, in dem sich Jesus zu solchen Wundern äußert, und dieser Fall ist deutlich durch die Redaktion des Markus geprägt (Mk 8,14-21).

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